Renault Vel Satis 3.5 V6 2008
Grandesse von gestern








Wahre Nachfolger

Der Nachfolger eines großen Renault schließt sich nicht immer nahtlos an den Vorgänger an. So lagen zwischen dem 25 und dem Safrane mehrere Monate. Auch als dieser aus der Produktion genommen wurde, konnten die treuen Kunden nur auf den Laguna umsteigen. Der wahre Nachfolger wurde der Welt Anfang 2001 vorgestellt: der Vel Satis.

Eine kleine Gruppe von Journalisten war die ersten, die ihn in der ersten Januarwoche 2001 zu Gesicht bekamen. Anfang März wurde der Vorhang auf dem Genfer Automobilsalon gelüftet. Doch zwischen der Enthüllung und der Auslieferung lag noch fast ein Jahr. Im Februar 2002 fuhr die Presse die ersten Kilometer mit dem Vel Satis im Großraum Paris, dann ging es schnell in den Showroom.

Das sogenannte Lastenheft, die Liste der Anforderungen, die den Designern und Ingenieuren zur Bearbeitung vorgelegt wurde, ähnelte stark dem des Renault 25: Ein geräumiges, unkonventionelles Auto sollte es werden. Kein Modell, das in direkte Konkurrenz zu den deutschen Spitzenmodellen treten sollte, sondern eines, das Renault auf seine ganz eigene Weise bekannt machen sollte.

Traditionell war der Vel Satis ein Fünftürer. Nicht nur seine Länge von 4,86 Metern, sondern auch seine außergewöhnliche Höhe von 1,577 Metern garantierten einen geräumigen Innenraum für vier bis fünf Passagiere und 460 Liter Gepäck. Das außergewöhnliche Design spaltete die Welt in zwei Lager. Entweder galt der Wagen als überaus elegant, als echte französische Limousine, oder als wenig schmeichelhaft. Das Interieur hingegen wurde allgemein gelobt.

Optimaler Luxus an Bord dieser französischen Limousine.

Ausstattungsvarianten

Typische äußere Merkmale waren die senkrecht stehenden Scheinwerfer, die beiden gerippten Kühlergrills zu beiden Seiten des Frontlogos und die Panorama-Heckscheibe.

Von Anfang an konnte der Kunde zwischen drei Ausstattungsvarianten wählen: Expression, Privilège und Initiale Paris. Und die Motoren? Ein 2-Liter-Vierzylinder-Turbo, ein 2,2-Liter-Diesel, ein 3-Liter-V6-Diesel und als Topmodell ein 3,5-Liter-V6-Benziner. Die beiden Sechszylindermotoren waren serienmäßig mit einem Fünfgang-Automatikgetriebe ausgestattet, das für die Vierzylindermotoren optional angeboten wurde.

Maximaler Luxus war beim Initiale serienmäßig. Renault bot lediglich ein Glasschiebedach, ein DVD-System für die Fondpassagiere und ein teilweise aus Holz gefertigtes Lenkrad als Extras an. Zur Serienausstattung gehörten eine Volllederausstattung, Holzverkleidungen, ein 4x40-Watt-Audiosystem mit CD-Wechsler, ein Carminat-CD-Navigationssystem, eine Zentralverriegelung mit Hands-free-Funktion und vier elektrische Fensterheber. Außerdem verfügte der Vel Satis über zahlreiche Ablagefächer in den Türverkleidungen, zwischen den Vordersitzen, unter den Sitzen und in der Rückbank sowie im Handschuhfach.

Renault hatte anfangs große Pläne für den Vel Satis. Die Jahresproduktion in Sandouville wurde auf 60.000 Einheiten geschätzt. Doch die Realität sah anders aus.

Auch die Fondpassagiere kamen in den Genuss von Luxus.

Selbstlernend

Die Räder hatten einen Durchmesser von 18 Zoll und hießen Aria. Das selbstlernende Automatikgetriebe (Aisin-Warner) passte sich dem Fahrstil des Fahrers an, so dass das Auto nach einiger Zeit mehr oder weniger stark auf die Bewegungen des Gaspedals reagierte.

Renault hatte anfangs große Pläne für den Vel Satis. Die Jahresproduktion in Sandouville wurde auf 60.000 Einheiten geschätzt. Doch die Realität sah anders aus. Das Auto kam zu Beginn der Bankenkrise auf den Markt, und vor allem die Zielgruppe der Geschäftsleute entschied sich für traditionelle Modelle, was man dem Vel Satis nicht anlasten kann. Letztlich stieg die Gesamtproduktion zwischen 2002 und 2009 auf 62.000 Einheiten, davon 42.000 in Phase I und 20.000 in Phase II. Die zweite Version erschien im Frühjahr 2005.

Vorführwagen

Es ist eine solche Phase II-Version, die am 30. April 2008 vom Renault-Händler Daniel Müller aus Dättwil in der Schweiz als Vorführwagen übernommen und am 1. Dezember desselben Jahres an den ersten Besitzer Friedrich Gollonitsch ausgeliefert wurde. Dieser genoss seine Limousine fast 16 Jahre lang, genauer gesagt bis zum 24. August 2024. Die Wartung wurde ausschließlich beim Händler durchgeführt und lückenlos dokumentiert. An dem Auto wurde kein Franken gespart, und das spürt man beim Fahren. Kein Klappern, keine seltsamen Geräusche in der Federung, ein voll funktionsfähiges Automatikgetriebe und keine seltsamen Gerüche im Innenraum. Die Materialien, die beim Vel Satis in der Regel von überdurchschnittlicher Qualität sind, wirken frisch. Eine Ausnahme bildet unter anderem die originale Gummierung der Mittelkonsole. Dieses Material wird mit der Zeit klebrig. Die einzige Lösung besteht darin, es komplett zu entfernen und eventuell alles in einer passenden Farbe neu zu lackieren. Glücklicherweise ist das Problem bei diesem Wagen nicht so gravierend, aber es ist nur eine Frage der Zeit.

Die Phase II ist äußerlich an mehreren Elementen erkennbar. Die Scheinwerfer sind anders angeordnet, der Kühlergrill ist schwarz mit einer Chromleiste oben. Auch der untere Teil des vorderen Stoßfängers mit Lüftungsschlitz ist anders gestaltet. Diese Stoßstange ist mit Parksensoren ausgestattet, die den Fahrer und das Auto vor versehentlichen Zusammenstößen beim Rangieren schützen. In den meisten Ländern war dies eine Sonderausstattung. Die gleiche Funktion an der hinteren Stoßstange war von Anfang an serienmäßig.

Der 3,5-Liter-V6 kommt von Nissan.  Der japanische Allianzpartner von Renault setzte diesen Motor im viel gelobten 350Z ein.

Option ohne Aufpreis

Dieses Auto hat 18-Zoll-Pleiade-Räder, die ihr Debüt im Espace IV feierten. Mit der Einführung der Phase II wurden sie als Option ohne Aufpreis neben den Aria-Rädern angeboten. Die Heckpartie ist durch zwei sichtbare Auspuffrohre gekennzeichnet, denen der untere Teil des Stoßfängers angepasst wurde. Schließlich ist der helle Teil der Rückleuchten fast weiß, wo er früher dunkler war.

Um ins Auto zu kommen, genügt es, den Schlüssel in der Tasche zu haben. Er muss sich nur im Innenraum befinden, um den Motor über den Startknopf zum Leben zu erwecken. Es gibt immer noch einen Schlitz, aber er ist versetzt. Das hat mit dem anderen Navigationssystem zu tun, das auf einer DVD für ganz Europa basiert. Die Bedienelemente dafür befinden sich ebenfalls auf der Konsole zwischen den Sitzen. Der Aschenbecher wurde deshalb nach vorne versetzt. Die Front des Radio/CD-Wechslers wurde modifiziert und die Leistung auf 4x50 Watt erhöht.

Beigefarbene Ringen

Der größte sichtbare Unterschied besteht in den Instrumenten, die zwar gleich angeordnet sind, aber an den Rändern von Drehzahlmesser und Tachometer mit dezenten beigefarbenen Ringen versehen wurden. Diese Farben finden sich auch auf den Zifferblättern der kleineren Anzeigen und der Uhr auf der rechten Seite wieder. Metallfarbene Akzente runden das Gesamtbild ab.

Es gibt zwei weitere Unterschiede. Die Außenspiegel klappen automatisch ein, wenn der Fahrer das Auto mit dem Schlüssel verlässt. Im Motorraum fehlt der schwarze Kunststoffrahmen für eine optimierte Kühlung. Dadurch sind alle technischen Elemente besser sichtbar.

Die modifizierten Instrumente lassen die Phase II des Vel Satis erkennen.

Bessere Schulterunterstützung

Auch nach sechzehn Jahren ist es ein Vergnügen, den Vel Satis zu fahren. Die Sitze bieten einen ausgezeichneten Halt, und es ist bemerkenswert, dass sich der obere Teil der Rückenlehne elektrisch verstellen lässt, um eine bessere Schulterunterstützung zu bieten. Überall gibt es mehr als genug Platz. Das Auto hat Verbundglas in den Türen, eine weitere Option, die Außengeräusche noch besser filtert. Der Motor klingt aus der Ferne vornehm und kraftvoll. Trotz seiner 245 PS und einem Drehmoment von 330 Nm lädt der große Renault nicht gerade dazu ein, die maximale Leistung abzurufen. Seine Qualitäten liegen vor allem im Fahrkomfort und in der Gewissheit, dass der Nissan-Motor bei Bedarf genügend Kraft zur Verfügung stellt. Alles in allem ist der Vel Satis ein fantastisches Reiseauto, für das keine Strecke zu lang ist. Obwohl sich die Automobiltechnik ständig weiterentwickelt, gibt es kaum ein aktuelles Modell, das mit diesem Niveau mithalten kann.

En détail...


Renault Vel Satis 3.5 V6 (BJ0V0B)


Motor:

Typ V4Y 701, 6 Zylinder in V-Form, Benzin, Bohrung x Hub 95,5 x 81,4 mm, Hubraum 3.498 cm3. Verdichtung 10,3:1. Leistung 245 (DIN) PS bei 6.000 U/min, Drehmoment 330 Nm (DIN) bei 3.600 U/min.

Getriebe:

Typ SU1 010, Automatikgetriebe mit 5 Vorwärtsgängen und 1 Rückwärtsgang, Geschwindigkeit (km/h) bei 1.000 U/min: 1. - 10,67, 2. - 17,00, 3. - 26,01, 4. - 38,43, 5. - 50,01.

Aufhängung:

McPherson-Federbein mit Schraubenfedern vorn, Mehrlenker-Dreieckslenker mit Schraubenfedern hinten, Stabilisator vorn/hinten 23,5/21 mm.

Bremsen/Räder/Reifen:

Innenbelüftete Scheibenbremsen (324 mm) vorne, Einzelscheibenbremsen (300 mm) hinten. ABS und Bremsassistent serienmäßig. Reifen: 245/45R18W.

Fahrleistungen:

Höchstgeschwindigkeit 235 km/h, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8,3 Sekunden.

Abmessungen/Gewicht:

Länge x Breite x Höhe 4,860 x 1,860 x 1,577 Meter, Radstand 2,840 Meter. Spurweite vorn 1,575 Meter, hinten 1,550 Meter. Gewicht: 1.695 kg. Kraftstofftank 80 Liter, Gepäckraum 460 Liter.

Zahlreiche Elemente dieses Vel Satis 3.5 V6 Initiale Paris weisen auf die Phase II hin: der verchromte Kühlergrill, die Scheinwerfer, die Einparksensoren und der angepasste Kühlergrill in der vorderen Stoßstange sowie die Pleiade-Räder, die als Sonderausstattung ohne Aufpreis erhältlich waren.