Renault Extra 1991:
Was sagt ein Name aus?









Angelsächsisch

Manchmal erfinden Autohersteller für neue Modelle Namen, die in bestimmten Ländern entweder eine negative Bedeutung haben oder einfach schon von anderen Herstellern verwendet werden. In den angelsächsischen Ländern stand der Name Express bereits auf dem Heck des Peugeot J5, der dort Talbot Express hieß. Unser bekannter Express hieß daher Extra.

Bei Renault werden Kompaktvans traditionell auf der Basis bestehender Pkw gebaut. Das war schon beim Juvaquatre/Dauphinoise so, der bis 1960 gebaut wurde. Sein Nachfolger war die Renault 4 Fourgonnette, die eine sehr lange und erfolgreiche Karriere hatte. Mitte der 1970er Jahre wurde der Lieferwagen durch eine verlängerte Variante, die Renault 4 F6, ergänzt. Wichtige Merkmale waren vor allem ein größeres Ladevolumen und eine höhere Nutzlast. Statt des bekannten Billancourt-Motors erhielt dieser größere Transporter den 1,1-Liter-Cléon-Motor, der unter anderem aus dem Renault 6 bekannt war. Von 1976 bis Ende August 1985 wurden 368.096 Einheiten der 4 F6 gebaut.

Platzangebot

Doch kein Auto lebt ewig. Deshalb begann Renault Ende 1985 mit der Produktion eines völlig neuen Modells, von dem es wiederum eine Kastenwagen- und eine Kombi-Version gab: den Express. Als Basis diente der 1984 eingeführte Renault Supervijf, dessen Frontpartie und Fahrerhaus mit einigen Änderungen übernommen wurden. Durch spezifische Elemente und den hochgezogenen Aufbau am Heck zeigt der Express jedoch ein ganz eigenes Profil. Wie so oft bei neuen Modellen sind die Abmessungen des Express im Vergleich zur Renault 4 F6 gewachsen. Das gilt für Länge, Breite und Höhe, aber auch für den Radstand. Das kam natürlich dem Platzangebot im Innenraum und vor allem dem Ladevolumen zugute, das auf 2,6 Kubikmeter anstieg.
Das Fahrwerk wurde vom Renault 5 übernommen, ebenso die Motoren. So war der bekannte 1,1-Liter-Motor wieder mit von der Partie, der 47 PS leistete und nun vorne quer eingebaut war. In einigen Ländern wurde der Express auch mit dem 956 cm³ großen Cléon-Motor angeboten, der bescheidene 37 PS leistete. Als stärkster Benzinmotor reservierte Renault einen Platz unter der Motorhaube für den 1,4-Liter-Motor. Ein weiterer Cléon-Motor mit größerem Hubraum als der 1,1-Liter. Das Ergebnis: 60 PS Leistung und ein von 79 auf 100 Nm gesteigertes Drehmoment. Das Drehmoment variiert übrigens leicht je nach Modelljahr.

Im Vergleich zu den meisten Varianten des Renault 5 war der Innenraum des Express eher schlicht gehalten.

Fünfganggetriebe

Der 1,6-Liter-Dieselmotor ist neu im Angebot der Kompaktvans von Renault. Er stammt vom 1,7-Liter-Benziner ab, der im Express 55 PS leistet und ein Drehmoment von 100 Nm entwickelt. Dieser Motor, der mit vier und optional mit Fünfganggetriebe angeboten wurde, war der meistverkaufte in der Geschichte des Modells, auch wenn der Diesel später auf 1,9 Liter Hubraum erweitert wurde.
Beim Renault 5 reichte die Motorhaube vorne bis zum unteren Kühlergrill. Beim Express verlief die Motorhaube komplett horizontal. Die schwarzen Scheinwerferrahmen gingen nahtlos in den Kühlergrill über, und auch die Kunststoffstoßstangen waren in dieser Farbe gehalten. Schwarz war auch die Farbe der hinteren Stoßstange, der Türgriffe, der seitlichen Kotflügel sowie der Außenspiegel, der Scheibenwischer und der Schweißnähte auf dem Dach. Eine Besonderheit der Renault 4 Transporter blieb für den Express optional: die Möglichkeit, ein so genanntes Girafon zu bestellen, eine zusätzliche Klappe aus schwarzem Kunststoff direkt hinter den hinteren Doppeltüren im Dach. Durch Öffnen dieser Klappe konnten überlange Gegenstände transportiert werden.

Heckscheiben

Der Laderaum war schön eckig, nur die beiden Radkästen, die glücklicherweise nur ein geringes Volumen hatten, störten. Die Hecktüren waren gleich breit und je nach Kundenwunsch entweder ganz aus Metall oder mit Heckscheiben zur besseren Sicht ausgestattet.

Im Vergleich zu den meisten Varianten des Renault 5 war der Innenraum des Express eher schlicht gehalten. Angefangen bei den teilweise mit Hartplastik verkleideten Türen mit einem praktischen Ablagefach auf der Fahrerseite. Das Armaturenbrett besaß ebenfalls mehrere Ablagefächer und in der unteren Mitte einen eingebauten Platz für das Radio. Auf beiden Seiten des Armaturenbretts reservierte Renault außerdem Platz für Lautsprecher. Wer Kabel und Antenne ab Werk haben wollte, entschied sich für das so genannte Komfortpaket, zu dem auch ein abschließbares Handschuhfach, ein praktischer Stauraum unter dem Dach, ein beleuchteter Zigarettenanzünder, eine Uhr und bei den Van-Versionen eine Heckscheibenheizung gehörten. Letztere war bei den Kombis bereits Standard.

Nur einen Besitzer

Bei Simply French auf dem Gelände des National Motor Museum in Beaulieu treffen wir Duncan Scott aus Worthing in West Sussex mit einem leuchtend blauen Renault Extra, dessen Name auf jedem Express in England prangte. Duncan: „Ich habe das Auto zusammen mit meinem Bruder Alistair im September 2020 gekauft. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 83.000 Meilen (133.000 km) auf dem Tacho und nur einen Besitzer, Safewear, einen Spezialisten für Arbeitsbekleidung. Dieser Name stand noch auf den Seiten.
Zuerst entfernten Duncan und Alistair die Beulen und lackierten vor allem die Teile, auf denen Werbung zu sehen war. Das Auto war lange nicht mehr gefahren worden, die letzte Inspektion war 2006. Und obwohl der Besitzer einen Kangoo gekauft hatte, blieb der treue Extra rund 14 Jahre in der Firma. Für die Technik wurde der englische Renault-Spezialist Paul Cunningham engagiert.

Lange Geschichte

Duncan: „Wir haben uns bewusst für einen Renault Extra entschieden. Ich hatte eine Renault 4 F6, die ich für diesen Wagen verkauft habe. Ich wollte schon lange einen Renault Transporter aus den 1990er Jahren haben. In meiner Familie gibt es eine lange Geschichte mit französischen Autos, vor allem Peugeot und Renault. Als ich jung war, fuhr ich unter anderem einen 9er und einen 11er.
Duncan sagt, dass er den Express hauptsächlich bei Veranstaltungen einsetzt, aber gelegentlich auch für die Arbeit. „Ursprünglich wollte ich damit mehr Geschäfte machen und ihn mit meinem Namen versehen, aber jetzt, wo er so schön ist, habe ich mich dagegen entschieden. Ich werde ihn so behalten und ihn in Ehren halten“.
"Wir sind die zweiten fahrenden Besitzer, deshalb sieht die Innenausstattung so intakt aus.

Den stärksten Benzinmotor

Die Eingriffe, die für das Extra notwendig waren, hielten sich in Grenzen. „Das Kühlsystem wurde gewartet, einschließlich eines neuen Kühlers. Die Bremsen wurden komplett überholt, und es gab einen großen Service. Alles andere war in Ordnung. Der Schaden war relativ einfach zu reparieren, die Beulen habe ich leicht rausbekommen.“
Der Extra der Gebrüder Scott hat den stärksten Benzinmotor, einen 1,4-Liter-Motor mit 60 PS. Damit ist er gut für lange Strecken geeignet. Äußerlich fällt der Wagen durch die Radkappen auf, die man auch vom Super Five und vom 9 und 11 Broadway kennt. Sie wurden übrigens auch bei den besser ausgestatteten Varianten des Express mitgeliefert. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Radkappen von Anfang an dabei waren.
Das Armaturenbrett des Express wies einige spezifische Elemente auf, entsprach aber im Großen und Ganzen dem der Basisversion des Superfive und ab dem Facelift dem des Campus und später des Five. Es verlieh beiden Modellen ein nüchternes Aussehen.
Zum Modelljahr 1992 erhielt der Express ein Facelift, das auch die Frontpartie betraf. Der neue Kühlergrill ließ die Scheinwerfer optisch tiefer stehen, während die Blinker in den Stoßfänger wanderten. Damit war der Express bereit für seinen zweiten Lebensabschnitt, der 1997 mit der Einführung des Kangoo endete.

En détail...


Renault Express/Extra/Rapid 1.4 (F40205)


Motor:
Typ C1JP768, 4 Zylinder Benzinmotor, 8 Ventile, Vergaser Solex 32 BIS oder Zenith 32 IF2, Bohrung x Hub 76 x 77 mm, Hubraum 1.397 ccm. Leistung 60 (DIN) PS bei 5.250 U/min, Drehmoment 102 Nm (DIN) bei 2.500 U/min, Verdichtung 9,25:1. 12-Volt-Anlage.
Getriebe:
Typ JB1. Schaltgetriebe mit 5 synchronisierten Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang, Gänge 1 - 3,727, 2 - 2,048, 3 - 1,321, 4 - 0,967, 5 - 0,795, Rückwärtsgang - 3,545, Endübersetzung 3,867. Einzelradaufhängung vorne: McPherson mit Schraubenfedern, hydraulischen Stoßdämpfern und Stabilisator (22 mm). Hinten Einzelradaufhängung mit vier Querlenkern und Winkelstoßdämpfern, Stabilisator (23,4 mm). Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten. Bereifung 155R13S.
Abmessungen/Gewichte:
Länge 3,982 Meter, Breite 1,588 Meter, Höhe 1,773 Meter, Radstand 2,580 Meter. Spurweite vorn 1,326 Meter, hinten 1,288 Meter, Bodenfreiheit 0,120 Meter. Wendekreis 10,40 Meter (zwischen Bordsteinkanten). Gewicht: 810 kg. Tankinhalt 43 Liter. Höchstgeschwindigkeit 141 km/h.