Von einem Fahrzeug, das nach seiner Restaurierung das Label André Lecoq trägt, kann man ein hohes Maß an Perfektion erwarten. So auch von diesem Renault 4CV Décapotable, der sich seit drei Jahrzehnten im Besitz von Jean Antoine Bonicelli befindet. Die erste Besitzerin war eine berühmte Schauspielerin.
Text: Tony Vos ■ Fotos: Mikaël Peyre
Aus den Unterlagen, die Jean Antoine beim Kauf des Wagens erhielt, geht hervor, dass dieser burgunderrote 4CV Décapotable der 2017 im Alter von 100 Jahren verstorbenen Schauspielerin Danielle Darrieux gehörte, die sowohl in Frankreich als auch in Hollywood eine internationale Karriere machte. Sie spielte vor allem in den 1950er Jahren in Blockbustern, wirkte aber auch im hohen Alter noch in zahlreichen Produktionen mit.
Es gibt sogar ein historisches Foto von Danielle Darrieux in der Tür eines Renault 4CV Décapotable, allerdings handelt es sich bereits um eine Version mit drei Schnurrbärten, also aus einem späteren Baujahr (1956). Das bedeutet aber, dass sie dem Modell über die Jahre treu geblieben ist.
Jean Antoine kann anhand von Dokumenten, unter anderem der Produktionskarte von Renault, nachweisen, dass der Wagen ursprünglich an den Renault-Händler in Rambouillet im Südwesten von Paris geliefert wurde. Es ist gut möglich, dass Danielle in dieser Gegend wohnte. Auf dieser Karte ist das Datum 30. Oktober 1952 gestempelt, was bestätigt, dass es sich um eine Grand Luxe-Version handelt. Gleichzeitig sieht man aber auch, dass das Datum 27. März 1953 mit einem Kugelschreiber eingetragen wurde. Der Grund dafür ist jedoch unklar. Die Produktionsnummer 195.533 deutet auf das Produktionsjahr 1952 hin.
Der Vorbesitzer ließ das Cremeschnittchen Ende der 80er Jahre von dem bekannten Restaurator André Lecoq komplett restaurieren. Laut Jean Antoine basierte die Restaurierung auf einer originalen Werkskarosserie mit Verstärkungen, aber Lecoq verwendete auch eine zweite Karosserie, um bestimmte Teile zu übertragen.
„In den letzten 30 Jahren habe ich mit meinem 4CV etwa 20.000 Kilometer zurückgelegt. Unter anderem habe ich an der Tour de Sardeigne, der Tour de Corse und der Nationale 7 Historique teilgenommen. Als ich mein Auto kaufte, hatte es nach der Restaurierung nur 2.000 km zurückgelegt. Ich habe nur ein paar Dinge geändert, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen. Wenn ich im Stau fuhr, litt der Renault unter Dampfblasen in der Benzinleitung. Deshalb habe ich eine Metallplatte zwischen Auspuff und Vergaser eingebaut und die Benzinleitung aus Kupfer mit einem Material beschichtet, das im Rennsport verwendet wird. Ich habe mich bewusst gegen eine elektronische Zündung entschieden, ich möchte das Auto so original wie möglich erhalten“.
Der Wagen verfügt über einige besondere Accessoires, die bei Liebhabern sehr begehrt sind. Auf der rechten Seite des Armaturenbretts befindet sich ein speziell für den 4CV entwickeltes Evasion-Autoradio: vier Bedienknöpfe und mittig ein beleuchtetes Rundinstrument. An der Stirnwand ist ein grauer Lautsprecher angebracht.
Immer sympathisch ist der verchromte Feuerlöscher, der in einer Halterung rechts vor der Beifahrertür angebracht ist. Bei einem 4CV aus dem Modelljahr 1953 liegt das Reserverad noch waagerecht unter der Motorhaube. Es ist in einer klappbaren Halterung aufgehängt, so dass Gepäck darunter verstaut werden kann. In diesem Reserverad befindet sich ein runder Kanister, passend zu den sogenannten Sternrädern, mit denen der 4CV bis 1958 ausgeliefert wurde.
Dass es sich um einen Grand Luxe, die Standardausstattung eines Décapotable, handelt, zeigt sich im Innenraum an den schönen Lederbezügen und dem Chromgestell an der Oberseite der Rückenlehnen. Sehr stilvoll ist auch die Innenbeleuchtung, die zum Luxe und Grand Luxe gehört.
Der Wagen von Jean Antoine ist etwas üppiger gepolstert, als er seinerzeit das Werk Billancourt verließ. Das beigefarbene Verdeck bildet einen schönen Kontrast zur dunklen Lackierung. Weiße Flanken an den Reifen, ein Nebelscheinwerfer und eine Hupe an der vorderen Stoßstange und viel glänzender Chrom einschließlich eines Metallrahmens für das Nummernschild an der vorderen Stoßstange runden das Bild ab. Bei anderen Versionen hing das Nummernschild unter der vorderen Stoßstange.
Eine Besonderheit des 4CV Décapotable ist, dass das Verdeck nicht über die gesamte Dachbreite ragt. Rechts und links neben dem Verdeck bleibt auch im geöffneten Zustand jeweils ein Streifen Metalldach in Wagenfarbe. Auf der Innenseite ist das Verdeck mit einer Reihe von Rippen und einem verchromten Stangensystem versehen. Diese lassen sich zusammen mit dem gesamten Verdeck nach hinten klappen. Nach dem Öffnen des Verdecks kann das ganze Paket mit einer schönen Haube bedeckt und geschützt werden.
Der Innenraum ist stimmungsvoll in Beige- und Hellbrauntönen gehalten. Dazu passen die beige lackierten Fensterrahmen und das Armaturenbrett. Ein 4CV aus dem Jahr 1953 hat die zweite Art der Instrumentierung mit einem runden Tachometer in der Mitte und links und rechts davon die Temperatur- und Kraftstoffanzeige mit Kontrollleuchten für Öldruck und Ladestrom.
Es ist ein Vergnügen, mit offenem Verdeck über die sonnigen Straßen der Bouche du Rhône zu fahren, wo dieser schöne Renault fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat. ‹›
En détail...
Renault 4CV Grand Luxe Décapotable 1952 (R1062)
Motor:
Typ 662-2, 4 Zylinder in Reihe, Hubraum 747 cm3, Bohrung x Hub 54,5 x 80 mm, Verdichtung 7,25:1, Solex-Vergaser 22 BIC, Leistung 21 PS (SAE) bei 4.200 U/min, Drehmoment 4,8 m.kg bei 2.100 U/min. Elektrische Anlage 6 Volt.
Getriebe:
Typ 289, 3-Gang-Getriebe, zweiter und dritter Gang synchronisiert. Übersetzungsverhältnis 1. 3,70; 2. 1,85; 3. 1,07; Rückwärtsgang 3,70. Bereifung vorn/hinten 135 x 380, Reserverad im Kofferraum. Federung: Einzelradaufhängung, Schraubenfedern und hydraulische Stoßdämpfer. Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h.
Abmessungen:
Länge 3,630 m, Breite 1,430 m, Höhe 1,470 m (unbeladen), Radstand 2,095 m, Spurweite (vorn/hinten) 1,220/1,220 m, Wendekreis 8,40 m (zwischen Bordsteinen). Tankinhalt 27,5 Liter, Kofferraum 87 Liter. Leergewicht 600 kg.