Als 1984 der erste Espace auf den Markt kam, waren Großraumlimousinen "in". Gleichzeitig war das Auto für die Mittelklasse nicht erschwinglich. Mitte der 1990er Jahre wagte Renault den Versuch, auf Basis des neuen Mégane eine Großraumlimousine auf den Markt zu bringen: den Scénic. Der Erfolg war unerwartet und überwältigend.
Jetzt, da der neue Renault Scénic V in den Showrooms und auf den Straßen steht, ist es Zeit für einen Rückblick auf das Original.
Karst Dijkstra ist der dritte Besitzer dieses Mégane Scénic aus dem ersten Modelljahr 1997. Im Frühjahr 2023 stieß er bei einem Händler, den er im Internet gefunden hatte, auf den Urahn aller Mittelklassewagen. Karst: "Der Scénic war das teuerste Auto, das der Händler zu verkaufen hatte. Aus den Papieren ging hervor, dass der Erstbesitzer ihn in drei Jahren rund 45.000 Kilometer gefahren hatte. Beim zweiten Besitzer wurde der Renault immer weniger gefahren, insgesamt nur 2.000 km in den letzten zehn Jahren. Trotzdem hat er jedes Jahr den TÜV ohne Probleme bestanden und stand nie still. Also immer einsatzbereit".
Karst weiß genau, warum er einen Scénic wollte. Für mich ist der erste Scénic wie der Espace eine Ikone. Ich habe schon seit einiger Zeit einen Espace des ersten Typs in meiner Sammlung. Im Internet habe ich vor allem nach einem gelben Scénic Kaleido gesucht. Ich liebe sie, fand aber nur wenige in schlechtem Zustand. Aber der Entschluss stand fest, es musste ein Scénic sein".
Karst suchte digital in ganz Europa und fand seinen grünen Scénic Phase II im Jahr 2021. Aber er suchte weiter nach einem Kaleido und stieß auf dieses frühe Exemplar. Ein großer Pluspunkt war die sogenannte polychrome Innenausstattung, bei der alle Sitze eine andere Polsterfarbe hatten. Gleichzeitig glaubte er nicht, dass dieser Scénic die ultimative Version war. Dann hätte der Wagen auch ein Radio Renault und zwei Glasschiebedächer haben müssen. Andererseits war der Zustand des Wagens außergewöhnlich und der einzige gelbe Sitz der bunten Innenausstattung erinnerte ihn an den gelben Kaleido. Außerdem hatte das Auto weniger als 100.000 km gelaufen, was auch etwas Besonderes ist. Nach dem Kauf des 2.0 RT stand dann doch noch ein gelber Kaleido in Karsts Garage, der allerdings noch auf eine größere Restaurierung wartete.
Foto: Weniger als 100.000 km und ein makelloses Armaturenbrett von einem Auto, das immer innen geparkt war.
Karst: "Als ich zu Hause war, habe ich jeden Quadratzentimeter poliert. Ich habe alle Kratzer wegpoliert und dem Auto seinen ursprünglichen Glanz zurückgegeben. Ich habe alle Kunststoffe gefettet und den gesamten Innenraum gereinigt. Gute Arbeit. Man lernt das Auto richtig kennen. Zum Glück habe ich keine unangenehmen Überraschungen erlebt. Ich fand meinen Neukauf durch diesen Prozess nur noch attraktiver.
Scénic der allerersten Stunde werden kaum noch angeboten. Karst prüft regelmäßig, wie viele Autos bestimmter Marken und Modelle in den Niederlanden noch zugelassen sind. Vom ersten Scénic sind es nur noch 3 Prozent.
Bei der weiteren Perfektionierung des Wagens musste Karst auf einige Dinge achten. Zum Beispiel fuhr der Wagen auf nicht originalen Leichtmetallfelgen. Er wollte natürlich die originalen Bréhat-Räder, und zwar vom ersten Typ in 14 Zoll mit einer Kappe mit sogenannten Blättern darauf. Im Internet fand er einen Scénic mit diesen Rädern, und der Verkäufer war bereit, sie zu tauschen. Was für ein Glück!
Dem Scénic sieht man an, dass er immer drinnen gestanden hat. Alle Kunststoffe sehen sauber aus, die Reflektoren und die Nebelschlussleuchte sind sauber, und der Lenkradkranz ist völlig dunkel.
Foto: Ein attraktiver rechteckiger Gepäckraum mit flexiblen Optionen.
Karst mag ausgefallene, aber nicht zu alte Modelle. Er sagt, es sei in Ordnung, wenn er nicht schlafen könne, wenn er ein Auto kaufen wolle. Von klein auf war er ein BMW-Fan, aber nachdem er als ersten Renault einen Espace 4 gekauft hatte, entwickelte er auch eine Bewunderung für die praktischen Modelle unserer Marke. Auf den Espace 4 folgte ein Espace 5, aber sein spezieller, dunkelbrauner Espace 4 3.5 V6 Initiale kehrte schließlich zur Basis zurück.
Der Scénic hat eine ungewöhnliche Geschichte, vor allem weil Renault seinen Verkaufserfolg nicht einschätzen konnte. Deshalb wurde bei der Entwicklung versucht, möglichst viele Teile der anderen Mégane-Modelle zu verwenden. Diese frühe Version hat dunkelgraue Metallicstoßstangen (die später in der Karosseriefarbe lackiert wurden), die bereits erwähnten 14-Zoll-Räder (aus denen bald 15-Zoll-Räder wurden) und schwarze Kunststoffaußenspiegel (die später ebenfalls in der Karosseriefarbe lackiert wurden). Mit seinen runden Formen, den bescheidenen Außenmaßen und der komfortablen Innenausstattung konnte der Scénic viele Menschen für sich gewinnen. In Kundengesprächen wurde die Zielgruppe, darunter auch Kinder, gefragt, ob sie eine Rückbank oder drei Einzelsitze bevorzugen würden. Letzteres war zwar teurer, wurde aber einstimmig gewählt.
Den Hochsitz kannte man natürlich schon von den größeren Space Cars, aber mit der Einführung dieses Wagens konnten ihn sich auch Autofahrer mit mittlerem Geldbeutel leisten. Das Armaturenbrett wurde komplett vom fünftürigen Megane übernommen, nur im unteren Bereich gab es einige spezifische Ergänzungen. Durch die erhöhte Sitzposition entstand ein doppelter Boden, der im Fußraum der Fondpassagiere von zwei großen Ablagefächern genutzt wird. Unter dem Mittelsitz befand sich dafür ein Entriegelungsknopf, der bei späteren Typen verschwand. Große Türtaschen, zusätzliche Fächer seitlich im Kofferraum und Fächer direkt hinter den Rücksitzen für 1,5-Liter-Flaschen - im Scénic bleibt kein Platz ungenutzt.
Das mehrfarbige Interieur wurde bis zur Phase II als Option für die RT/RXT-Version angeboten. Die grüne Farbe der Teppiche und Türverkleidungen wurde beibehalten. Auch der Fahrersitz behielt seine grüne Polsterung. Der Beifahrersitz erhielt jedoch einen blauen Velours, während die drei hinteren Sitze gelb, grau und rot gepolstert waren. Eine Farbpalette, die sich erst erschließt, wenn man einen Blick in den Innenraum des Scénic wirft. Die fünf Stoffe harmonieren perfekt miteinander.
Doch wie kam Renault auf diese Sonderausstattung? Dazu müssen wir zum Scénic-Konzept von 1991 zurückgehen. Damals war der Innenraum so gestaltet, dass jeder Sitz einem anderen Kontinent gewidmet war. Diese fröhliche Idee wurde in einem mehrfarbigen Interieur umgesetzt. Bei genauer Betrachtung der fünf Farben Grün, Blau, Gelb, Rot und Grau erkennt man die Farben der olympischen Ringe, die die Vielfalt der Völker der Welt symbolisieren. Eine wunderbare Idee für ein Modell, das zunächst als abenteuerlich dargestellt und im Prospekt im Wald fotografiert wurde, sich aber schnell zum Liebling der Familie entwickelte.
Das Ergebnis war unerwartet gigantisch. Der Scénic wurde zur mit Abstand meistverkauften Karosserievariante der Mégane-Baureihe und wurde zwischen 1996 und 2003 fast 2,2 Millionen Mal produziert, in sehr geringen Stückzahlen sogar noch bis 2010. Dies erklärt auch, warum die Phase II zahlreiche speziell für den Scénic konzipierte und entwickelte Elemente erhielt. Renault war damals überzeugt, dass sich das auszahlen würde.
Dieser RT Polychrome ist mit dem stärksten Benzinmotor der Baureihe ausgestattet, einem 2-Liter-Motor der F-Serie. Er war mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe und einem Viergang-Automatikgetriebe erhältlich. Seine Leistung von 115 PS passte gut zu seinem relativ geringen Gewicht von 1.270 kg. So konnte das Fahrzeug gute Fahrleistungen erzielen und eignete sich beispielsweise auch zum Ziehen eines Wohnwagens.
Der Scénic war der Auftakt zu einem völlig neuen Marktsegment, in dem sich jeder Hersteller einen Platz zu sichern versuchte. Doch das Original blieb lange besser als die Kopien und sicherte den Verkaufserfolg über den gesamten Lebenszyklus.
Foto: Die Bodenluken werden mit zwei Knöpfen geöffnet.
En détail...
Renault Mégane Scénic 2.0 RT (JAOG05)
Motor:
Typ F3R, 4 Zylinder Benzinmotor, 8 Ventile, Multipoint-Einspritzung, Bohrung x Hub 82,7 x 93 mm, Hubraum 1.998 ccm. Leistung 115 (DIN) PS bei 5.400 U/min, Drehmoment 168 Nm (DIN) bei 4.250 U/min, Verdichtung 9,7:1. 12-Volt-Anlage.
Schaltgetriebe:
Typ JC5. Schaltgetriebe mit 5 synchronisierten Vorwärts- und 1 Rückwärtsgang, Übersetzungen: 1. 3,727, 2. 2,048, 3. 1,321, 4. 0,971, 5. 0,795, Rückwärtsgang 3,545, Endantrieb 4,066. Einzelradaufhängung vorn mit Schraubenfedern, hydraulischen Stoßdämpfern und Stabilisator. Hinten vier Querlenker, gezogene Querlenker. Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten, ABS. Bereifung 185/70R14, Leichtmetallfelgen.
Abmessungen/Gewichte:
Länge 4,134 Meter, Breite 1,719 Meter, Höhe 1,600 Meter, Radstand 2,580 Meter. Spurweite vorn 1,450 Meter, hinten 1,485 Meter, Bodenfreiheit 0,120 Meter. Wendekreis 10,70 Meter (zwischen Bordsteinen). Kofferraumvolumen 410-1.800 Liter. Leergewicht 1.270 kg. Tankinhalt 60 Liter.