Trotz einer Produktionszahl von mehr als 8 Millionen ist die Zahl der Sondermodelle des Renault 4 sehr bescheiden. Erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren erscheint mit einiger Regelmäßigkeit eine "limitierte Auflage". Das Losange Magazine erhielt die Schlüssel zu einem brandneuen Renault 4 GTL Sixties in Frankreich. Und wir haben dieses Angebot nicht ausgeschlagen.
Obwohl der leuchtend blaue Renault 4 Sixties aus dem Jahr 1985 einen respektablen Kilometerstand von mehr als 140.000 auf dem Tacho ausweist, macht das Auto nicht den Eindruck, als hätte es viel gelitten. Hugues Portron von Renault Classic erklärt: "Dieses Exemplar ist vollständig restauriert worden. Es wurde komplett zerlegt, kein Teil ist unseren Restauratoren dabei entgangen."
Der Sixties ist eine Sonderedition, die ausschließlich für den französischen Markt produziert wird. Der Wagen schlägt eine Brücke zu den sechziger Jahren, dem Jahrzehnt, in dem der Renault 4 auf den Markt kam. Darüber hinaus feiert die Sixties das 25-jährige Bestehen des Modells. Nun ist diese Version nicht gerade ein Retro-Auto, sondern eher eine Variante, die an die Flower-Power-Zeit erinnert. Renault hat dabei keine Angst vor Farbe. Es sind drei Karosseriefarben erhältlich: Rot, Gelb und das Blau dieses Exemplars. Die Basis ist die bekannte 4 GTL, die durch eine Reihe spezifischer Elemente ergänzt wird.
Am bemerkenswertesten ist wohl, dass der Renault 4 Sixties serienmäßig über zwei Klappdachfenster aus Glas verfügt, sowohl für die vorderen als auch für die hinteren Passagiere. In der Broschüre wird dieses Element durch eine riesige Sonnenbrille auf dem Autodach visuell hervorgehoben. Das zusätzliche Glas und das damit verbundene Licht sollen den sonnigen, luftigen Charakter des R4 unterstreichen.
Während das Äußere des 4 GTL schon immer graue Elemente aufwies, sind der Kühlergrill, die Stoßstangen, die Halterungen an der vorderen Stoßstange sowie die Seitenschweller und die Türgriffe für die Sixties in Mattschwarz ausgeführt. Der stilisierte Sixties-Schriftzug befindet sich auf den vorderen Kotflügeln und dem Kofferraumdeckel, während knapp unterhalb der Fensterlinie eine Zierleiste in einer von der Lackfarbe abweichenden Farbe angebracht wurde. In diesem blauen Beispiel kommen automatisch die Farben gelb und rot zur Anwendung, sie finden sich auch im Logo der Sixties wieder.
Es ist eine Freude, das Auto bis ins kleinste Detail zu betrachten. Die Restaurierung ist von so hoher Qualität, dass dieses Exemplar einen Neuwagen von 1985 übertrifft. Die Lackierung ist schön dicht und der Glanz wird noch viele Jahre lang anhalten. Die Türen schließen sich mit dem vertrauten "Klonk"-Sound und führen uns in das ausgesprochen farbenfrohe Innere.
Blau, Gelb und Rot spielen auch im Inneren eine wichtige Rolle. Blau ist bei diesem Auto vor allem deshalb, weil alle sichtbaren Bleche in diesem Farbton lackiert sind, aber auch ein Teil des Polsterstoffs.
Foto: Das spezifische Element der Sixties sind zwei Glasaufstelldächer
Die Ränder der Sitze und der Rückbank sind mit Kunstleder bezogen, der Mittelteil besteht aus Stoff. Dieser ist an der Vorderseite des Sitzes rot und an der Oberseite der Rückenlehne gelb. Der Rest ist mit blauem Stoff bespannt. Besonders verspielt ist, dass Renault den Keder in Gelb ausgeführt hat. Die Türverkleidungen sind ebenfalls mit einem breiten, blauen Stoffstreifen in der Mitte und einem gelben Streifen darüber und darunter verziert. Es ist eine Schande, dass diese Art von heiterer Extravaganz heutzutage nicht mehr geschätzt wird.
Foto: Gewagter Einsatz von Farbe in der Inneneinrichtung, das ist mal was Neues!
Insgesamt wurden genau 2.200 Sixties hergestellt, von denen leider zu wenige erhalten geblieben sind. Und wenn ein Sixties gefunden wird, ist die Farbe sehr stumpf und verschiedene spezifische Details haben den Test der Zeit nicht überstanden. Gut, dass Renault Classic sich vor zehn Jahren anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Renault 4 eines dieser Fahrzeuge angenommen hat.
Ein Blick unter die Motorhaube zeigt, wie weit Renault bei der Restaurierung gegangen ist. Auch hier ist alles neu. Der vertraute 1.108-ccm-Viertaktmotor klingt zufrieden und erweist sich mit seinen bescheidenen 34 PS auch 2012 noch als durchaus brauchbar. Das Geheimnis liegt im Gewicht von nur 720 kg. Das Viergang-Getriebe schaltet etwas schwergängig. Bergauf nimmt die Geschwindigkeit langsam ab, aber die Sixties muss sich nicht schämen. Mit neuen Stoßdämpfern und frischen Gummis in der Aufhängung federt das Auto wie neu. Es ist etwas Besonderes, dies 35 Jahre später noch einmal erleben zu können. Die Fahrt konnte nicht lange genug dauern, aber bei der Rückkehr musste dennoch der Schlüssel wieder abgegeben werden.