Die Familie Bataille aus Pompignac bei Bordeaux blickt auf eine lange Geschichte als Maler zurück. Jean ist der letzte, die die Kunst des Schriftmalens beherrscht. Dem Beispiel seines Vaters folgend, verzierte er eine Renault Dauphinoise von 1956 mit dem originalen Unikalo-Schriftzug.
Texte: Tony Vos - Fotos: Jean Bataille & Anaka
Unikalo ist ein Farbenhersteller, der bereits seit 1936 im Geschäft ist. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Merignac in der Region Bordeaux. Es überrascht nicht, dass ein örtliches Museum Jean Bataille beauftragte, den Originalschriftzug auf traditionelle Weise auf das Auto zu malen. Natürlich freihändig mit einem Pinsel.
Der Beruf des Malers wird seit 1884 von Urgroßvater Léandre und Großvater Léon über den Vater Joseph an seine drei Söhne Bernard, Michèl und Jean weitergegeben. Jean ist das jüngste Mitglied der Familie und der einzige, der noch im Beruf tätig ist; seine Brüder sind viel älter und bereits im Ruhestand.
Jean: "Ich bin Schriftmaler, ein Beruf, mit dem mein Vater begonnen hat. Meine Brüder und ich sind alle zur Schule gegangen, aber das Wichtigste war die Praxis. Nach der Schule lernte ich das Handwerk bei einem Freund meines Vaters weiter. Nachdem ich für drei Chefs gearbeitet hatte, stieg ich mit meinen Brüdern in das Familienunternehmen ein.”
Jeans Vater hat schon in den vierziger Jahren Autos beschriftet und lackiert, bis um 1980 die Aufkleber in Gebrauch kamen. Jean hat tapfer durchgehalten. Seine Kunst ist zu einer solchen Seltenheit geworden, dass der Beruf fast ausgestorben ist. Übrigens: Jean lackiert nicht nur Autos. Seine Hilfe wird auch häufig für Restaurierungsarbeiten an Gebäuden und in Innenräumen in Anspruch genommen. Dann sollten die Restaurationen nicht als solche zu erkennen sein.
Jean: "In der Region Bordeaux gibt es viele berühmte Weinschlösser, die jedes Jahr von vielen Menschen besucht werden, die authentische Gemälde sehen wollen. Aber ich muss zugeben, dass das Bemalen von Fahrzeugen fast die Hälfte meiner Arbeit ausmacht. Und das Gute daran ist, dass ich das zu Hause machen kann. Bei einer Neulackierung ist es wichtig, sich das Alter des Fahrzeugs genau anzuschauen. Auch Schriftzüge sind der Mode unterworfen, deshalb müssen sie gut zum Auto passen. Ich habe einmal einen Renault aus dem Jahr 1910 lackiert, und damals war zum Beispiel die Ziffer 2 komplett geschlossen. Es ist eine Herausforderung, alles nach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit zu tun.
Vor genau 65 Jahren bemalte Vater Joseph einen Renault Juvaquatre-Kastenwagen mit Werbung für die Lackmarke Unikalo. Glücklicherweise ist ein Foto davon erhalten geblieben, das kürzlich als Grundlage für genau dieselbe Beschriftung diente. Es handelt sich diesmal um eine Dauphinoise aus dem Jahr 1956, die von ihrem derzeitigen französischen Besitzer in Belgien gekauft wurde. Das Auto ist schwarz, genau wie das auf dem Foto. Jean: "Es ist übrigens das allererste Mal, dass ich ein Auto nach dem Vorbild meines Vaters lackiert habe. Es ist schön zu wissen, dass Unikalo damals auch die Farben für die Schriftmaler geliefert hat.”
Wenn wir Jean bei der Arbeit beobachten, erscheint es unvorstellbar, dass jemand Buchstaben und Logos mit einem Pinsel so präzise auf das Auto aufbringen kann. Ein Schriftsetzer könnte es mit Aufklebern nicht besser machen. Aber Jean hat nicht nur den Markennamen Unikalo und den stilisierten Mann auf das Äußere des Wagens aufgebracht. Nein, er ging viel weiter ins Detail. Auf der rechten Seite unterhalb des Rücklichts ist ein rotes Feld mit der Aufschrift A.M. Bordeaux Gde zu sehen. Damals war es obligatorisch, dass die Initialen des Eigentümers und der Geschäftssitz auf dem Auto angegeben wurden. In diesem Fall Bordeaux im Departement Gironde. An der Fahrzeugfront musste nur das Département angegeben werden. Diese Verpflichtung bestand zwischen 1934 und 1964.
Jean hat weitere Einzelheiten zu dieser besonderen Kennzeichnung: "Die Hintergrundfarbe dieser Schilder zeigte an, wo ein Lieferwagen oder Lastwagen fahren durfte. Blau steht nur für das eigene Département. Autos mit einem grünen Rechteck waren auch in den umliegenden Départements zugelassen, und Autos, die in ganz Frankreich eingesetzt wurden, hatten rote Rechtecke. Eine vierte Farbe war Gelb für Leihwagen.”
Für Jean ist ein Juvaquatre oder eine Dauphinoise kein unbekanntes Terrain. "Ich selbst habe 2018 eine Dauphinoise gekauft, aus dem gleichen Baujahr. Ich habe inzwischen einen passenden Dachträger gefunden. Das war eine ganz schöne Suche. Schließlich fand ich einen in der Nähe von Tours, einige hundert Kilometer entfernt. Natürlich muss das ganze Auto historisch einwandfrei sein. Ich wollte den Dachgepäckträger, damit ich die originale Holzleiter meines Vaters darauf legen konnte.”
Jean findet die Frontpartie des Juvaquatre besonders attraktiv. Er benutzt sein Auto, um damit zu Veranstaltungen zu fahren. Und natürlich hat er Werbung für seine Arbeit selbst darauf gemalt. "In den ersten Wochen des Lockdowns Anfang 2020 bemalte ich die Innenseite des Dachs mit einem wolkenverhangenen Himmel und hier und da ein paar Vögel. So kann ich Interessenten zeigen, wozu ich technisch und künstlerisch in der Lage bin.”
Jean weist darauf hin, dass es immer schwieriger wird, die richtigen Lacke für die Schriftmalerei zu finden. "Vor etwa 45 Jahren hatten mehrere Lieferanten die benötigten Farben auf Lager. Mit dem Verschwinden meines Berufs ist dies nicht mehr der Fall. Moderne Lacke sind weniger flüssig. Das Pigment ist für meine Arbeit am wichtigsten, aber teuer in der Herstellung. Deshalb muss ich heutzutage mehrere Schichten auf eine Oberfläche auftragen, um eine gute Farbdeckung zu erzielen. Ich verwende nur Pinsel mit Tierhaar. Sie funktionieren am besten.”
Jean hat eine eigene Website: www.jeanbataille.com und kann über seine E-Mail-Adresse: