Champs-Elysées 53

Garage, Gaststätte oder Werkstatt

Seit mehr als 110 Jahren hat Renault seinen offiziellen Showroom in Paris auf dem Champs-Elysées, genauer gesagt in der Nummer 53. Heute ist es das Atelier Renault, das in seiner jetzigen Form am 8. November 2000 eröffnet wurde. Jedes Jahr finden verschiedene thematische Ausstellungen statt, und der Raum ist über seine Rolle als Ausstellungsraum hinausgewachsen.

Die Champs-Elysées ist eine der teuersten Straßen der Welt, auf der alle berühmten Marken ihren Sitz haben. Renault ist natürlich eine von ihnen. Die ungerade Seite der großen Allee ist die so genannte "billige" Seite, weil die andere Seite mehr Sonnenstunden pro Tag hat und daher für Spaziergänger und das Gaststättengewerbe attraktiver ist. Dies muss 1910 eine Rolle gespielt haben, als Louis Renault 53 Champs-Elysées mietete und die Garage des Champs-Elysées gründete.

Foto: Der Ausstellungsraum im Jahr 1910, bevor er gestrichen wurde

Prächtige Treppe

Die ersten Fotografien aus dem Jahr 1910 zeigen, dass die Decke des Ausstellungsraumes einer gründlichen Verschönerung bedurfte. Doch in diesem Ambiente stehen die Autos auf dem weiß/schwarz gefliesten Boden. Natürlich handelt es sich nicht um eine Präsentation für einen Hersteller von Format, und so ist auf den Bildern aus dem Jahr 1911 bereits zu erkennen, dass das Innere einer Renovierung unterzogen wurde.

Das Innere ist sehr klassisch gehalten, mit einer schönen Lücke im ersten Stock des hinteren Teils und einem Blick auf die prächtige Treppe, die von diesem Stockwerk nach oben führt, da das Gebäude auf der Straßenseite einen höheren Ausstellungsraum hat und das Stockwerk darüber somit höher liegt.

Der Markenname wurde über dem Eingang angebracht, und etwas höhere, beleuchtete Buchstaben wiesen darauf hin, dass Renault hier auch seine Lastwagen ausstellte.

Foto: ... und nachdem es fertig war.

Es war nur natürlich, dass Renault das Gebäude kaufte. Im Jahr 1913 war das der Fall. Die ersten Fotos zeigen eine relativ kleine Fassade mit einem großen, mittig platzierten Rundbogenfenster, hinter dem sich der Ausstellungsraum befindet. Daneben befinden sich zwei Glasfronten mit Eingangstüren, über denen kleinere Rundbogenfenster locker angebracht sind. Darüber befinden sich vier rechteckige, zu öffnende Fenster mit einer durchgehenden Brüstung davor. Über dem großen Rundbogenfenster ist der Name Renault zu lesen, und wenig später erscheint der Markenname auch in Leuchtbuchstaben auf dem Dach. Das Tageslicht fällt nicht nur durch die Fenster auf der Straßenseite in das Gebäude, sondern im hinteren Teil vor allem durch ein riesiges Oberlicht. Auf den Fotos von 1910 sind an allen Seiten des Dachbodens Rahmen zu sehen, die nach den Malerarbeiten von 1911 geschlossen wurden. Dies blieb jedoch nicht der Fall, denn Fotos aus den 1920er Jahren zeigen, dass diese Fenster wieder geöffnet wurden. In der Mitte der Rückwand des Ausstellungsraums befindet sich eine Doppeltür, die zur Werkstatt führt. Auf halber Höhe befindet sich in der rechten Wand ein weiterer Durchgang und im vorderen Teil die Treppe, die in den ersten Stock führt. Auch im vorderen Teil des Ausstellungsraums gibt es auf beiden Seiten eine Lücke. Es ist bemerkenswert, dass fast das gesamte Gebäude innen und außen symmetrisch aufgebaut ist, dass aber zwischen dem vorderen und dem hinteren Teil des Ausstellungsraums eine Säule zu fehlen scheint.

Foto: Ein schöner Renault 40 CV aus dem Jahr 1925 parkt halb auf dem Bürgersteig vor dem Ausstellungsraum auf der Champs-Elysées 53.

Vollwertiges Autohaus

In diesen Jahren bestaunen viele Passanten jeden Tag die schönsten Modelle oder offenen Autos, die ausgestellt werden. Die Niederlassung war ein vollwertiges Autohaus mit Ausstellungsraum und Werkstatt. Die bescheidene Größe wurde in den 1920er Jahren zu einem Nachteil. Der Raum wurde zu klein, um die immer größer werdende Modellpalette angemessen auszustellen. Glücklicherweise konnte Renault in den 1930er Jahren das angrenzende Gelände kaufen, wodurch sich die Breite des Ausstellungsraums verdoppelte. Zunächst wurde die bestehende untere Fassade modernisiert. Der Markenname wurde über dem Eingang angebracht, und etwas höhere, beleuchtete Buchstaben wiesen darauf hin, dass Renault hier auch seine Lastwagen ausstellte. Später wurde die bestehende Fassade abgerissen und im gleichen Stil mit großen Rundbogenfenstern wieder aufgebaut. Das gesamte Dachgeschoss von Nummer 51 wurde abgerissen. Ab 1933 wurden die beiden ursprünglich getrennten Gebäude auch im Inneren zu einer Einheit, bei der der Stil der Nummer 53 vollständig beibehalten wurde. Renault stellte nicht nur seine Personenkraftwagen aus, sondern auch die Käufer von Lieferwagen, Lastkraftwagen und Traktoren konnten damals die Nummer 51/53 besuchen. Hinter dem bekannten Ausstellungsraum wird eine zusätzliche Ausstellungsfläche eingerichtet, und auch im Untergeschoss sind verschiedene Modelle zu bestaunen.

Foto: Das Bild aus dem Jahr 1933, eine straff gebaute Fassade.

Große Glasvitrine

Das historisch anmutende Gebäude wird bis 1959 fast unverändert weiter genutzt. Innerhalb von drei Jahren wurde es jedoch vollständig umgebaut und 1962 wiedereröffnet. Eine starre Betonkonstruktion soll den schönen Stil des ersten Ausstellungsraums vergessen lassen. Im großen Ausstellungsraum wurden alle Renault-Modelle auf moderne Art und Weise präsentiert, und in der großen Glasvitrine an der Straßenseite fand alle paar Monate ein anderes Spektakel statt. Dies war im Übrigen bereits in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg im bestehenden Gebäude der Fall. Schaufensterdekorateure können hier ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Gleichzeitig mit der Eröffnung im Jahr 1962 wurde im hinteren Teil des Ausstellungsraums ein Restaurant eröffnet, das ausschließlich für Kunden bestimmt war, die ihre Autos abholten oder auf eine Reparatur warteten. Renault hat diese Formel aus Amerika importiert. Der Erfolg war enorm und die französische Presse sprach sofort über das Lokal, so dass Renault bald beschloss, es offiziell "Renault Pub" zu nennen.

Zehntausende von Besuchern

Die nächste Erweiterung erfolgte 1966, als das oberste Stockwerk des Gebäudes für ein ständiges Museum reserviert wurde, in dem eine Reihe berühmter Modelle aus der Geschichte von Renault ausgestellt wurden. Es war auch das erste Automuseum in Paris. Die ständige Sammlung umfasst den Typ A von 1899, den berühmten Reinastella RM2 von 1932, einen sehr frühen 4CV, zum Beispiel den Wagen (Typ K) von Paris-Wien 1902 und nicht zuletzt ein Marne-Taxi. Zehntausende von Besuchern erleben jedes Jahr die Geschichte von Renault auf den Punkt gebracht. Wie fortschrittlich das Konzept ist, zeigt die Tatsache, dass es 37 Jahre lang praktisch unverändert blieb, bis die Tore Anfang 1999 geschlossen wurden und die Champs-Elysées 53 fast zwei Jahre lang wegen Bauarbeiten gesperrt war. Nach der Renovierung ist der Raum sehr multifunktional und wird einige Male im Jahr thematisch völlig neu gestaltet. Es ist nicht mehr nur ein Ausstellungsraum, sondern ein Ort, an dem Renault sein Image einem Millionenpublikum präsentiert.

Foto: Traktoren, Lastwagen, Lieferwagen und Busse auf den Champs-Elysées.

Foto: Schwarz-weiße Fliesen werden jahrzehntelang das Thema bleiben.