Die Popularisierung des Turbos
Turbomotoren sind heute mehr die Regel als die Ausnahme, aber um 1980 war das noch nicht der Fall. Nach der Einführung des "großen" 5 Turbo war der 18 Turbo des Modelljahres 1981 der erste Renault mit einem Benzin-Turbomotor, der für ein größeres Publikum bestimmt war. Heute, 40 Jahre später, ist er eine absolute Rarität.
1978 entdeckte die Welt den Renault 5 Turbo, die Konzeptversion der kleinen "Bombe", die optisch deutlich vom Standard-Renault 5 abgeleitet war. Zu dieser Zeit feierte der 1,5-Liter-Turbomotor von Renault in der Formel 1 große Erfolge, und die Turboaufladung verbreitete sich auch in anderen Klassen des Motorsports. Natürlich wollte Renault noch viel weiter gehen, denn der Turbo sollte auch in anderen Modellen der Baureihe zum Einsatz kommen. Die 1980 auf den Markt gebrachte Version des 5 Turbo war noch ein bisschen zu viel für den Normalbürger. Doch es dauerte nicht lange, bis diese Technik auch in anderen Modellen eingesetzt wurde. Trotzdem wurde das Turbo-Prinzip noch viele Jahre lang nur mit Sportlichkeit in Verbindung gebracht, zumindest wenn es um Benzinmotoren ging.
Auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1980 wurde auf dem Renault-Stand eine sportliche Version des 1978 eingeführten Renault 18 ausgestellt. Eine Turbo-Version, die von außen deutlich erkennbar war. Unter den breiten Seitenschutzleisten hatte der Wagen an den vorderen Türen einen speziellen Zierstreifen mit dem Wort Turbo in der bekannten Renault-Schrift. Auch auf dem Kofferraumdeckel und dem Kühlergrill prahlte ein Turbo-Schriftzug, aber damit nicht genug, das Modell erhielt schwarze Kunststoffstoßstangen mit einer doppelten metallfarbigen Einlage. Ein Jahr später gehörten diese Details zu den Änderungen, die an fast allen Renault 18 vorgenommen wurden. Passend dazu wurde auch der Außenspiegel in Schwarz ausgeführt.
Ja, tatsächlich, ein Außenspiegel, der von innen verstellt werden konnte. Vor vierzig Jahren war die Anbringung von Spoilern nicht weit verbreitet, aber Renault verpasste dem damals neuen 18 Turbo zwei bescheidene Exemplare. Der eine befand sich unter der Frontstoßstange, der andere prägte das charakteristische Styling der Heckpartie. Der schwarze Kofferraumspoiler umrahmte stilvoll die Rückleuchten. Das letzte auffällige Detail waren die Leichtmetallräder, die fast zeitgleich auch für den Renault Fuego GTX erschienen. Diese 14-Zoll-Räder waren eine Option für die ersten Versionen, während das Auto serienmäßig mit 13-Zoll-Stahlrädern ausgestattet war, die mit denen des Renault 20 TD identisch waren.
Dieser silbergraue Renault 18 Turbo wurde am 10. Februar 1982 in den Niederlanden neu ausgeliefert und seine Spezifikationen sind fast identisch mit denen des ersten Modelljahres. Die klaren Blinker unterscheiden sich von den orangefarbenen aus dem ersten Prospekt und auch die Zierstreifen sind etwas anders.
Wenn man die Türen dieses seltenen Autos öffnet, fällt sofort die große Menge an roten Details auf. Der Innenraum ist wirklich leuchtend rot: Teppich, Teile der Türverkleidungen und die Unterseite des Armaturenbretts. Es bildet einen schönen Kontrast zu dem ansonsten überwiegend schwarzen Interieur. Die Sitze sind mit schwarzem Leder bezogen und sind im charakteristischen „Steppdeckenmuster“ genäht. Viele Renaults aus den frühen achtziger Jahren haben Sitze mit einer schmalen Rückenlehne zwischen zwei großen Lendenstützen, die Renault damals im Prospekt als Schalensitze bezeichnete.
Das Armaturenbrett des 18 Turbo ist ebenfalls schwarz und völlig anders als bei allen anderen Modellen der R18-Reihe. Dieses Hochleistungsauto hat das Armaturenbrett vom Fuego, das viel luxuriöser aussieht. Auch das lederbezogene Lenkrad mit rechteckigem Mittelkissen stammt vom 2-Liter Fuego GTX.
Bislang haben wir nur über die Außen- und Innenausstattung des 18 Turbo gesprochen. Unter der Haube sitzt eine neue Variante des bekannten 1565-cm³-Vierzylinders, der unter anderem im Renault 16 TS und 12 Gordini zum Einsatz kam. Durch den Einbau eines Garrett-Turboladers gelang es Renault, die Leistung auf 110 PS und das Drehmoment auf 181 Nm zu steigern. Für ein Auto mit einem nach heutigen Maßstäben bescheidenen Gewicht war das sehr beachtlich, auch wenn die Höchstgeschwindigkeit nicht gerade Respekt einflößte.
Die 185 km/h des Turbo waren nur 7 km/h mehr als beim 2-Liter-TX und GTX. Die Beschleunigung auf 100 km/h dauerte genau zehn Sekunden. Zumindest hat Renault das versprochen. Beim Fahren dieses speziellen Autos pfeift der Turbo deutlich und um das zu bestätigen, steigt die Nadel des Turbodruckmessers auf der Mittelkonsole schön an, aber das ist alles. Der Turbolader hat keinen spürbaren Einfluss auf das Fahrgefühl. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir heutzutage so verwöhnt sind mit viel stärkeren Turbomotoren, die mehr Leistung und Drehmoment aus einem wesentlich kleineren Hubraum holen. Der 18 Turbo muss also im Vergleich zu den Standards seiner Generation beurteilt werden nicht zu vernachlässigen ist auch die Laufleistung dieses Autos von knapp über 121.000 Kilometern. Es fällt jedoch auf, dass in den 1980er Jahren harte Kunststoffe dominierten, die aufgrund ihrer Neigung zum Durchhängen und Klappern nicht den heutigen Qualitätsstandards und den modernen Kundenerwartungen an ein so gehobenes Modell entsprechen würden.
Der 18 Turbo ist ein äußerst nützliches Auto, das genug Platz für vier Personen und fast 400 Liter Gepäck bietet. Dennoch liegt der Reiz eines 18 Turbo eher in seiner Seltenheit als in seinem Fahrgefühl. Dieses Exemplar befindet sich seit einiger Zeit in der Sammlung des Renault-Händlers Wimfried van Kesteren aus Kampen.
Es ist schön, die Beschreibung in der Originaldokumentation über den Turbo zu lesen. Die erläuterten Vorteile sind auch heute noch gültig, wie zum Beispiel dass der Motor durch den Einbau eines Turboladers eine bessere Leistung ähnlich der eines Motors mit größerem Hubraum liefert, ohne den erhöhten Kraftstoffverbrauch zu haben. Weitere Vorteile ergeben sich in Bezug auf Laufruhe, Leistungsreserve und Geräuschpegel.
Um der verbesserten Leistung gerecht zu werden, änderte Renault die Geometrie der Vorderradaufhängung des 18 Turbo (negativer Lenkrollradius) und koppelte den Motor an ein Fünfgang-Schaltgetriebe. Der Motor hatte noch keine Einspritzung, nur einen Vergaser mit manuellem Choke für den Kaltstart.
En détail...
Renault 18 Turbo R1345
Motor:
Typ 807-27, 4 Zylinder in Reihe, Hubraum 1565 ccm, Bohrung x Hub 77 x 84 mm, Verdichtungsverhältnis 8,6:1, Solex-Vergaser 32 DIS und Garrett-Turbo. Leistung (DIN) 110 PS bei 5.000 U/min, Drehmoment (DIN) 181 Nm bei 2.250 U/min.
Getriebe:
Typ NG3, manuelles 5-Gang-Getriebe. Gänge: 1. - 3,818; 2. - 2,176; 3. - 1,409; 4. - 1,030; 5. - 0,861; Rückwärtsgang - 3,083; Endantrieb - 3,778.
Fahrwerk:
Einzelradaufhängung vorne, Schraubenfedern, Stabilisator, Längslenker geführte starre Hinterachse, Schraubenfedern und Stabilisator. Bereifung serienmäßig 185/70 HR 13 (185/65 HR 14), Reserverad unter dem Kofferraum. Vorne innenbelüftete Scheibenbremsen, hinten Trommelbremsen. Handbremse an beiden Hinterrädern.
Fahrzeugabmessungen:
Länge 4.394 mm, Breite 1.696 mm, Höhe 1.405 mm, Radstand 2.438 mm, Wendekreis 10,25 Meter (zwischen Gehwegen). Kraftstofftankinhalt 53 Liter, Motoröl 4,3 Liter, Kühlmittel 6,3 Liter, Gepäckraumvolumen 396 Liter. Gesamtgewicht 1.040 kg, Anhängelast 925 kg.
Fahrleistungen:
Höchstgeschwindigkeit 185 km/h, Beschleunigung 0-100 in 10 Sekunden. Kraftstoffverbrauch: 6,4 l/100 km (90 km/h); 8,5 l/100 km (120 km/h); 9,8 l/100 km (Stadt)