Renault ZP Long

Extravaganza

In den zwanziger und erst recht in den dreißiger Jahren verlor das Auto, und erst recht der Bus, seinen rein funktionalen Charakter und das Design wurde immer wichtiger.

Schließlich sprach das richtige Aussehen die gewünschte Zielgruppe besser an. Daher der große optische Unterschied zwischen rein funktionalen Stadtbussen, die von den Kunden jeweils nur kurzzeitig genutzt wurden, und den luxuriös ausgestatteten Reisebussen.

Wagons-Lits Cook fuhr früher eher Renault-Busse, aber dieser ZP long war in seiner Formensprache fast schon extrem.

Renault fertigte Fahrgestelle sowohl für Stadtbusse (90 % der Busse in Paris) als auch für Busse, die für längere Strecken eingesetzt wurden. Ein Mitte der dreißiger Jahre weit verbreitetes Fahrgestell war das ZP, das sowohl mit kurzem als auch mit langem Radstand hergestellt wurde. Der Unterschied im Radstand betrug 1,40 Meter. Je nach Konstruktion bot der kurze ZP 23 bis 28 Fahrgästen Platz, während die lange Variante 31 bis maximal 36 Personen Platz bot.

Wagon-Lits Cook

Renault lieferte eigene Karosserien, aber auch mehr oder weniger bekannte Karosseriebauer der damaligen Zeit ließen ihrer Phantasie freien Lauf. Diese Fotos zeigen eine schöne Kreation des Karosseriebauers Paquette & Breteau aus Bagnolet, der dieses Exemplar an das Reiseunternehmen Wagons-Lits Cook lieferte. In Frankreich fuhr dieses Unternehmen früher eher Renault-Busse, aber dieser ZP long war in seiner Formensprache fast schon extrem. Außerdem hatte man sich für eine doppelte Farbgebung entschieden, mit reichlich Chromeinsatz, vor allem an den Stoßstangen. Purer Luxus, denn an einem anderen Exemplar (siehe kleines Foto) sind sie nicht montiert. Durch die Fenster können wir die Sitzreihen zählen und tatsächlich sind es mindestens 34.

Benzin oder Diesel

Der ZP hatte eine sogenannte Torpedofront, das heißt, der Fahrer saß links vom Motor, mehr oder weniger auf der Vorderachse. Der Motor war in diesem Fall ein Vierzylinder-Benziner mit 5,9 Litern Hubraum oder ein ebenfalls vierzylindriger Diesel mit nicht weniger als 8,4 Litern Hubraum. Der Benziner leistete 99 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, während der Diesel 90 PS leistete und 70 km/h erreichte. Der große Vorteil des Diesels war der Kraftstoffverbrauch: 20 statt 33 Liter auf 100 km. Die Motoren waren mit einem Viergang-Getriebe verbunden, und das Bremssystem war mit einer mechanischen Kraftunterstützung ausgestattet, einer Renault-Erfindung. Die Antriebswelle zu den Hinterrädern war so tief wie möglich platziert worden, was den Vorteil einer großen Kopffreiheit in einer nicht übermäßig hohen Karosserie hatte.