Als Priester fühle ich mich besonders angesprochen durch die 10. Verheißung: Den Priestern werde ich die Gabe verleihen, selbst die härtesten Herzen zu rühren.
Auf den Seiten des Neuen Testaments steht vor uns der hl. Petrus in seiner Pfingstpredigt, vom Heiligen Geist entflammt. Die Wirkung dieser feurigen Kraft von oben auf die Männer Israels ließ nicht lange auf sich warten: „Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?“ (Apg 2, 37 f) Zum Glauben kommen ist ja immer ein besonderer Gnadenerweis Gottes (vgl. Apg 18, 27; Eph 2, 8): “Eine gewisse Frau, mit Namen Lydia, eine Purpurkrämerin aus der Stadt Thyatira, welche Gott anbetete, war unter den Zuhörern; ihr Herz tat der Herr auf, dass sie achtgab auf das, was von Paulus geredet wurde“ (Apg 16, 14). Der Wunsch eines jeden wahren Apostels und Missionars ist es bekanntlich, in Sanftmut darauf hinzuarbeiten, dass Gott seine Widersacher zu Umkehr und Erkenntnis der Wahrheit führe (vgl. 2 Tim 2, 25). Widersacher können durch den Gottesgeist zu Trauer und bitteren Tränen der Umkehr geführt werden (vgl. Sach 12, 10), ist doch eine der Aufgaben des Heiligen Geistes die „Überführung“ der Sünder (Joh 16, 8).
Dabei ist das Wort Gottes im Mund des Predigers von verwandelnder Kraft: „Ist mein Wort nicht so wie Feuer und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ (Jer 23, 29)
„Die Bedeutung dieser geheimnisvollen Verwandlung“, so Benedikt XVI. am Fest der Bekehrung Pauli 2012, „zeigt sich auf wunderbare Weise in der persönlichen Geschichte des hl. Paulus… In der Geschichte dieses außergewöhnlichen Glaubensverkündigers wird klar, dass die Verwandlung nicht das Ergebnis eines langen inneren Nachdenkens und nicht einmal Frucht eines persönlichen Bemühens war. Sie ist das Werk der Gnade Gottes, der gemäß seinen unerforschlichen Wegen gehandelt hat. Deshalb sagt Paulus, als er einige Jahre nach seiner Bekehrung an die Gemeinde in Korinth schreibt, wie wir in der ersten Lesung dieser Vesper gehört haben: ‚Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben‘ (1 Kor 15, 10).“
Aus den zahllosen Beispielen der Verwandlung unter der Einwirkung des gepredigten Wortes sei hingewiesen auf die Bekehrung des hl. Johannes von Gott, der nach langem Widerstand endlich 1538 durch den berühmten Bußprediger Johannes von Ávila tief – ja bis an die Grenze des seelisch Erträglichen – erschüttert wurde. Als Johannes von Ávila von der verblüffenden Wirkung seiner Predigt erfuhr, besuchte er den nervlich Traumatisierten und legte ihm als Buße auf, seine neue Begeisterung in Bahnen zu lenken, die anderen Menschen nützen – er solle sich die Krankenpflege zur Lebensaufgabe machen.
Ähnlich erging es einer Garnison von Soldaten in Dinan, die unter dem Predigstuhl des heiligen Volksmissionars von Montfort öffentlich in Tränen der Reue ausbrachen (Grandet, Poitiers 1875, S. 221). In den meisten seiner Volksmissionen war es die Predigt über das Leiden des Herrn, die den Widerstand der Seelen brach; schon immer galt: „Gleich Wasserbächen ist eines Königs Herz in der Hand des Herrn; wohin immer er will, neigt er es.“ (Spr 21, 1) Ganz besonders wirksam war der große Herz-Jesu-Verehrer, der hl. Pfarrer von Ars, mit seiner Gabe, die Herzen zu erforschen und zu rühren.
„Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an“ bis „jemand meine Stimme hört und die Tür auftut“ (Offb 3, 20); im Gegenzug ist es zutiefst traurig, wenn trotz des „Anklopfens“ Jesu am Herzen der Seelen der Widerstand und die Kälte des Herzen obsiegen, meist im Zynismus des Unglaubens, etwa eines König Agrippa nach den beschwörenden Worten des hl. Paulus: „Agrippa erwiderte: Gleich überredest du mich noch, Christ zu werden.“ (Apg 26, 28)