Nach den offiziellen Taufzahlen des Vatikanischen Statistikamtes ist Brasilien mit 171 Millionen Katholiken das größte katholisch geprägte Land der Welt. Mit Msgr. Antônio de Castro Mayer (1904–1991) trat ein brasilianischer Ortsbischof 1988 an die Seite von Erzbischof Marcel Lefebvre und legte bei den Konsekrationen von Ecône mit die Hände auf.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.
Zunächst darf ich allen danken die gekommen sind, um dem Priestertum die Ehre zu geben. Vierzig Jahre zurückschauen auf ein Priesterleben, das voll war von Ereignissen, die einerseits fröhlich, aber auch schwierig waren, aber mit der Gnade Gottes ist alles möglich.
Wenn man mit den Gläubigen zusammenkommt und sie wissen, wie alt man ist, fragen sie: „Pater, wie war das früher? Was haben Sie schon alles erlebt?“ Ich denke, dass heute ein Tag ist, wo man solches tun kann. Man kann auch nicht alles sagen, aber ich versuche, das Wesentliche herauszugreifen.
Es war das Jahr 1940, meine Mutter und mein Bruder wohnten in Neckarsulm. Mein Vater war im Krieg und später in Stalingrad. Meine Mutter war guter Hoffnung, zu meiner Entbindung fuhr sie zu ihren Schwiegereltern nach Frankfurt am Main.
Ich wurde im Bethestakrankenhaus geboren. Während der Geburt gab es einen Fliegerangriff, es war 2.30 Uhr nachts. Das ganze Personal, Ärzte und Krankenschwestern flohen in den Keller. Nur eine Krankenschwester erbarmte sich meiner und meiner Mutter und brachte uns auch in den Keller. Meine Mutter hätte dringend operiert werden müssen, aber es fanden sich kein Arzt und keine OP-Schwester. Das Krankenhaus wurde mehrmals von Bomben getroffen, wir aber blieben verschont. Hier bin ich zum ersten Mal dem Tod entronnen.
Am Morgen endlich wurde meine Mutter operiert. Nach ihrer Genesung schließlich fuhren wir nach Neckarsulm zurück.
Das Leben war wegen des Krieges nicht einfach, es gab Lebensmittelkarten, alles war stark rationiert. Die Mütter mussten in den Weinbergen mit den Händen Bunker graben, auch meine Mutter. Die meisten jungen Mütter hatten Babys in meinem Alter. Die Bunker waren nass, sie standen teilweise unter Wasser, die Kinder konnten nicht trockengelegt werden, mehrere Kinder verfaulten buchstäblich am lebendigen Leib, wie meine Mutter mir erzählte. Hier bin ich zum zweiten Mal dem Tod entronnen.
Am 4. Dezember 1944, mein Vater war seit August 1944 vermisst, waren meine Mutter, mein Bruder und ich bei einer bekannten Familie in Heilbronn zu Besuch. Am Nachmittag heulten alle Sirenen, englische Bomber waren im Anflug. Die Heilbronner Familie sagte: „Bleiben Sie bei uns. Wir haben einen Bunker, Ihnen wird nichts passieren.“ Meine Mutter wollte nicht bleiben. Wir rannten zum Bahnhof und sprangen auf den anfahrenden Zug auf. Es war der letzte Zug, der Heilbronn verließ.
Meine Mutter, mein Bruder und ich waren buchstäblich die letzten Lebenden, die Heilbronn verließen. Heilbronn wurde fast völlig zerstört. Von der Familie, die wir besuchten, überlebte niemand. Hier bin ich zum dritten Male dem Tod entronnen.
Zwischen dem 4. Dezember 1944 und dem Kriegsende am 8. Mai 1945 gab es in Neckarsulm oft Fliegeralarm und wir mussten oft in den Keller flüchten. Bei einem solchen Fliegeralarm wurden auch Bomben auf Neckarsulm abgeworfen. Eine Bombe traf auch das Haus, in dem wir und fünf weitere Familien wohnten. Die Bombe durchschlug das Dach, das zweite Stockwerk und blieb im ersten Stockwerk, in unserem Wohnzimmer, liegen, ohne zu explodieren. Die Bombe war ca. 1,2 Meter lang und hatte einen Durchmesser von etwa 40 Zentimetern. Wäre sie explodiert, wäre von uns allen nichts übriggeblieben. Hier bin ich zum vierten Mal dem Tod entronnen.
Nach Kriegsende, am 8. Mai 1945, marschierten die Amerikaner in Neckarsulm ein. Sie besetzten unser Haus, wir mussten unsere Wohnung verlassen, durften nichts mitnehmen, außer dem, was wir am Leibe trugen. Meine Mutter versuchte mit Händen und Füßen den amerikanischen Soldaten klarzumachen, dass ich an diesem Tage Geburtstag hatte und sie für mich einen Kuchen gebacken hatte. Nach langem Hin und Her durften wir auch schließlich den Kuchen mitnehmen.
Es wurde meiner Mutter, meinem Bruder und mir, ich war fünf Jahre alt, ein Zimmer in einem Einfamilienhaus in Neckarsulm zugewiesen. In diesem Zimmer gab es keine Möbel, kein Wasser, kein Strom, keinen Ofen, dafür ein Loch in der Außenwand, etwa so groß wie hier die Kirchentür, also kein Fenster, nur ein Loch. Wir mussten auf dem Holzfußboden schlafen. Es war Winter und es war einige Wochen lang ca. 30 Grad minus. Mein Bruder und ich bekamen Gelbsucht. Ärztliche Behandlung, Krankenhaus oder Medikamente gab es nicht. Hier bin ich zum fünften Mal dem Tod entronnen.
Im Frühjahr 1946 übersiedelten wir nach Petersberg-Fulda, dem Heimatort meiner Mutter. Eine Schule gab es nicht. In meinem Jahrgang waren ca. 100 Schüler. Der Unterricht wurde in Noträumen an verschiedenen Orten im Dorf abgehalten, sodass wir ständig die Räumlichkeiten wechseln mussten.
Ab 1953 besuchte ich die Internatsschule der Franziskaner von Fulda in Holland, bis zur Mittleren Reife. Danach wechselte ich auf das Gymnasium in Fulda und legte dort das Abitur ab. Danach studierte ich zunächst Bauingenieurwesen bis zum Diplom und übte neun Jahre meinen Beruf aus.
In der Zeit von Studium und Beruf befand sich unsere katholische Kirche in einem gewaltigen Umbruch. Alle Priester öffneten sich dem Modernismus.
Ich fing an, im Umfeld meiner Heimat nach einem guten Priester zu suchen, aber ich fand keinen. Hinzu kam die Entsakralisierung unserer Gotteshäuser: Aufstellen der Lu-thertische, Abbruch der alten Altäre, Ausräumen der Kirchen etc. Mit der Suche nach einem guten Priester wuchs auch der Gedanke, selbst Priester zu werden, um das heilige Messopfer im alten Ritus feiern zu können.
Ich hörte sehr schnell von Erzbischof Lefebvre und dem deutschen Priesterseminar in Weissbad und entschloss mich spontan, dort einen Besuch abzustatten. Ich blieb ein paar Tage und war begeistert.
Meinem Antrag auf Aufnahme wurde stattgegeben, ich kündigte meine Arbeitsstelle und trat am 7. Oktober 1978 in das eben eröffnete Priesterseminar in Zaitzkofen ein.
Nach sechs Jahren Studium wurde ich am 1. Juli 1984, am Festtage vom Kostbaren Blut, zum Priester geweiht. Ich selbst war seit meiner Kindheit Mitglied der Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut und freute mich sehr, an diesem Tag die Priesterweihe empfangen zu dürfen.
Nach einem Jahr wurde ich nach Stuttgart berufen, um das Amt des Distriktökonomen zu übernehmen.
Durch die Notkirche, um nicht zu sagen Blechbaracke, und die vielen Gläubigen vor Ort wuchs in mir immer mehr der Gedanke, hier in Stuttgart eine Kirche zu bauen. Wegen meiner Herkunft aus der Barockstadt Fulda kam für mich nur eine Barockkirche in Frage. Mir war klar, dass das ein gewagtes Unternehmen war. Ich musste zunächst den Architekten begeistern, einen unserer Gläubigen aus Mönchengladbach, der mit mir die ersten Entwürfe machte. Diese legte ich dem damaligen Generaloberen vor, der zwar nicht Nein sagte, aber auch nicht sonderlich begeistert war. Unser damaliger Distriktoberer aber wurde wütend und lehnte ab.
Im Frühjahr 1946 übersiedelten wir nach Petersberg-Fulda, dem Heimatort meiner Mutter. Eine Schule gab es nicht. In meinem Jahrgang waren ca. 100 Schüler. Der Unterricht wurde in Noträumen an verschiedenen Orten im Dorf abgehalten, sodass wir ständig die Räumlichkeiten wechseln mussten.
Ab 1953 besuchte ich die Internatsschule der Franziskaner von Fulda in Holland, bis zur Mittleren Reife. Danach wechselte ich auf das Gymnasium in Fulda und legte dort das Abitur ab. Danach studierte ich zunächst Bauingenieurwesen bis zum Diplom und übte neun Jahre meinen Beruf aus.
In der Zeit von Studium und Beruf befand sich unsere katholische Kirche in einem gewaltigen Umbruch. Alle Priester öffneten sich dem Modernismus.
Ich fing an, im Umfeld meiner Heimat nach einem guten Priester zu suchen, aber ich fand keinen. Hinzu kam die Entsakralisierung unserer Gotteshäuser: Aufstellen der Lu-thertische, Abbruch der alten Altäre, Ausräumen der Kirchen etc. Mit der Suche nach einem guten Priester wuchs auch der Gedanke, selbst Priester zu werden, um das heilige Messopfer im alten Ritus feiern zu können.
Ich hörte sehr schnell von Erzbischof Lefebvre und dem deutschen Priesterseminar in Weissbad und entschloss mich spontan, dort einen Besuch abzustatten. Ich blieb ein paar Tage und war begeistert.
Meinem Antrag auf Aufnahme wurde stattgegeben, ich kündigte meine Arbeitsstelle und trat am 7. Oktober 1978 in das eben eröffnete Priesterseminar in Zaitzkofen ein.
Nach sechs Jahren Studium wurde ich am 1. Juli 1984, am Festtage vom Kostbaren Blut, zum Priester geweiht. Ich selbst war seit meiner Kindheit Mitglied der Erzbruderschaft vom Kostbaren Blut und freute mich sehr, an diesem Tag die Priesterweihe empfangen zu dürfen.
Nach einem Jahr wurde ich nach Stuttgart berufen, um das Amt des Distriktökonomen zu übernehmen.
Durch die Notkirche, um nicht zu sagen Blechbaracke, und die vielen Gläubigen vor Ort wuchs in mir immer mehr der Gedanke, hier in Stuttgart eine Kirche zu bauen. Wegen meiner Herkunft aus der Barockstadt Fulda kam für mich nur eine Barockkirche in Frage. Mir war klar, dass das ein gewagtes Unternehmen war. Ich musste zunächst den Architekten begeistern, einen unserer Gläubigen aus Mönchengladbach, der mit mir die ersten Entwürfe machte. Diese legte ich dem damaligen Generaloberen vor, der zwar nicht Nein sagte, aber auch nicht sonderlich begeistert war. Unser damaliger Distriktoberer aber wurde wütend und lehnte ab.
Ich blieb ruhig und freundlich, aber fest in meiner Haltung, denn der Generalobere hatte ja nichts dagegen.
Die Pläne wurden weiter verbessert und ergänzt, bis wir sie 1990 zur Baugenehmigung einreichten. Das Bauamt Stuttgart war auch nicht begeistert. Es wurde versucht, mich von meiner Idee abzubringen. Ich blieb ruhig und sachlich, bis der Leiter des Bauamtes den Vorschlag eines Gutachters machte. Dies war ein Architekt und Professor für Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart. Er empfing mich freundlich, aber wie zu erwarten war, versuchte auch er mich von meinem Vorhaben abzubringen. Sein Vorschlag war für mich jedoch nicht akzeptabel, und so fragte ich ihn, ob es möglich sei, in unserer heutigen Zeit eine Barockkirche zu bauen, und er sagte spontan Ja. Das war das Schlüsselwort, und ich bat ihn, dies dem Leiter des Bauamtes mitzuteilen. Er tat es und ich dankte und verabschiedete mich. Aber der Kampf war noch nicht gewonnen.
Nun schaltete sich der Gemeinderat von Feuerbach ein, mit der Begründung: „Wir wollen auch mitreden.“
Unsere Kirche war das Hauptthema bei den Gemeinderatssitzungen im August, September und Oktober 1990, und es wurde nochmals weiter verschoben auf den November.
Daraufhin rief ich den Sachbearbeiter vom Bauamt Stuttgart an und sagte ihm, dass dies so nicht weitergehen könne, und er gab mir Recht.
Eine Sondersitzung wurde einberufen, an der je ein Vertreter eines Stadtbezirkes von Stuttgart teilnahm, insgesamt 25 Personen. Bei der Abstimmung am Ende war das Ergebnis 25:0 für die Kirche. Somit war die Kirche genehmigt. Der Gemeinderat von Feuerbach stand Kopf.
Die gesamte Bauphase, mit Erstellung der Baupläne, Statik, Rohbau und Innenausbau, betrug sieben Jahre. Vor und nach der Einweihung im April 1997 berichteten viele deutsche Zeitungen von dieser Kirche. Eine Zeitung schrieb sogar, die Priesterbruderschaft St. Pius X. baue sich ein Flaggschiff.
Warum habe ich den Barock als Baustil gewählt?
Nicht nur, weil ich aus Fulda kam. Die Romanik ist stark massiv, schwer und erdverbunden, die Gotik ist leicht und himmelwärts strebend, und der Barock holt den Himmel herab, so wie die überlieferte hl. Messe. Außerdem spielte der Barock in der Vergangenheit, im 17. und 18. Jahrhundert, eine große Rolle. Die Kunst des Barocks wurde zu einem wichtigen Instrument der Gegenreformation, d.h. zur Rekatholisierung. Unter dem starken Einfluss der Jesuiten begann die Gegenreformation.
Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar im Westerwald siedelte Anfang des 17. Jh. mehrere Ordensgemeinschaften an, besonders Jesuiten, Franziskaner und Dominikaner, um die Bevölkerung zu rekatholisieren. Dieser Graf war kaiserlicher Bevollmächtigter und spielte eine große Rolle bei der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges zwischen Katholiken und Protestanten, d.h. bei dem sogenannten Abschluss des Westfälischen Friedens in Münster in Westfalen.
Nun begannen goldene Zeiten für Künstler und Architekten zugunsten des barocken Kirchenbaues. Der katholische Glaube und die Katechese erlebten eine Blütezeit. Eine Frucht dieser Zeit von größtem historischem Wert ist der barocke Dom in Fulda, mit der Bonifatiusgruft und dem barocken Bonifatiusgrab.
Der Barock ist auch der Baustil, der am meisten der überlieferten hl. Messe entspricht. Er holt den Himmel herab, wie die überlieferte hl. Messe. Und so ist auch der Dom von Fulda dem Salvator, dem Heiland, dem Erlöser geweiht, der bei jeder hl. Messe vom Himmel herabsteigt.
Während der hl. Messe nähern wir uns dem großen Geheimnis Gottes. Dort gehen wir zum Vater, dort empfangen wir den Hl. Geist, dort sind wir in Verbindung mit dem Sohne Gottes, mit dem Erlöser, mit dem Salvator.
Wir können nichts finden, was schöner, größer oder bewunderungswürdiger wäre als das hl. Messopfer. Die gesamte heiligste Dreifaltigkeit ist beim hl. Messopfer am Werk.
Und wozu? Um das Opfer des menschgewordenen Wortes zu vollbringen, das Kreuzesopfer, das Opfer der Erlösung unserer Seelen.
Der Barock holt den Himmel buchstäblich herab, er lässt uns die Schönheit des Himmels genießen, er lässt uns die Schönheit des Himmels sinnlich wahrnehmen.
Unsere Kirche hier in Stuttgart ist die schönste in Stuttgart und Umgebung, sie lädt uns wahrhaft zum Beten ein.
Aber was ist das Wichtigste bei der hl. Messe? Sich ganz mit dem hl. Messopfer zu vereinen, sich mit Jesus zu vereinen, seine Seele zu Gott zu erheben, sich mit Jesus dem himmlischen Vater aufzuopfern.
Danken wir dem lieben Gott, dass er uns eine solche Kirche geschenkt hat.
Möge der Barock heute ebenfalls ein Sinnbild sein für eine Gegenreformation, für eine Rekatholisierung unseres Landes.