Wir setzen die Überlieferung fort, daher müssen wir Vertrauen haben; wir dürfen nicht verzweifeln, auch nicht vor der jetzigen Lage. Wir müssen fest zusammenhalten, bei unserem Glauben bleiben, bei unseren Sakramenten bleiben, gestützt auf zwanzig Jahrhunderte Überlieferung, gestützt auf zwanzig Jahrhunderte Heiligkeit der Kirche, Glauben der Kirche. Wir haben nichts zu fürchten.
Gewisse Journalisten haben mich manchmal gefragt: „Exzellenz, fühlen Sie sich nicht isoliert?“ „Nicht im geringsten, nicht im geringsten! Ich fühle mich nicht isoliert, ich bin mit zwanzig Jahrhunderten der Kirche und mit allen Heiligen des Himmels und des Paradieses vereint“ (Applaus). Warum? Weil sie wie wir gebetet haben, weil sie sich geheiligt haben, wie wir versuchen es zu tun, mit den gleichen Mitteln. Ich bin also überzeugt, dass sie sich über diese Versammlung heute freuen. Sie sagen sich: „Wenigstens hier gibt es Katholiken, die beten, die wirklich beten, die in ihren Herzen wirklich diesen Wunsch haben, zu beten, diesen Wunsch, Unseren Herrn Jesus Christus zu ehren.“ Die Heiligen des Himmels freuen sich. Also weichen wir nicht von der Stelle, sondern beten wir, beten wir und heiligen wir uns.
Und jetzt möchte ich Ihnen noch einen Rat geben. Man soll nicht sagen können, dass es Spaltungen gibt unter uns Katholiken. Ich liebe die Bezeichnung „traditionalistische Katholiken“ nicht besonders, denn ich verstehe nicht, wie einer ein Katholik sein kann, der nicht Traditionalist ist, nachdem die Kirche eine Tradition ist. Und was würden im Übrigen Menschen sein, die nicht in der Tradition wären? Sie könnten gar nicht leben. Wir haben das Leben von unseren Eltern erhalten, wir haben unsere Erziehung von denen erhalten, die vor uns da waren, wir sind eine Tradition. Der liebe Gott hat es so gewollt. Der liebe Gott hat gewollt, dass Überlieferungen von Generation zu Generation weitergegeben werden, in menschlichen Dingen so gut wie in göttlichen. Folglich bedeutet nicht traditionell zu sein, nicht traditionalistisch zu sein, die Zerstörung seiner selbst, bedeutet Selbstmord. Darum sind wir Katholiken und bleiben auch weiterhin Katholiken. Ich wollte Ihnen also sagen, dass es unter uns keine Spaltung geben sollte. Eben weil wir Katholiken sind, sind wir in der Einheit der Kirche, die im Glauben besteht. Man sagt uns: „Sie sollten mit dem Papst sein, der Papst ist das Zeichen des Glaubens in der Kirche.“ Sicherlich sind wir das, insoweit der Papst seinen Charakter eines Nachfolgers Petri zum Ausdruck bringt, insoweit er das Echo des unveränderlichen Glaubens ist, insoweit er den Schatz weitergibt, den er weiterzugeben hat. Denn, noch einmal, was ist der Papst, wenn nicht derjenige, der uns die Schätze der Überlieferung gibt, sowohl den Schatz des anvertrauten Glaubensgutes als auch den des übernatürlichen Lebens durch die Sakramente und durch das heilige Messopfer? Der Bischof ist nichts anderes, auch der Priester ist nichts anderes als derjenige, der die Wahrheit weitergibt, der das Leben weitergibt, ein Leben, das nicht ihm gehört. Wir haben es eben in der Epistel gehört: „Die Wahrheit gehört nicht uns.“ Sie gehört dem Papst nicht mehr als mir. Er ist der Diener der Wahrheit, so wie ich der Diener der Wahrheit sein muss. Wenn der Fall eintreten würde, dass der Papst nicht mehr der Diener der Wahrheit ist, wäre er nicht mehr der unfehlbare Papst. Ich sage nicht, dass er „nicht mehr Papst ist”, achten Sie gut darauf, legen Sie mir nicht Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe. Aber wenn es so weit kommen sollte, dass das zutrifft, dann könnten wir nicht jemandem folgen, der uns in den Irrtum mitreißt. Das liegt auf der Hand. Man sagt uns: „Sie richten den Papst!“ Aber wo ist der Prüfstein der Wahrheit? Exzellenz Benelli hat mir ins Gesicht gesagt: „Nicht Sie sind es, der die Wahrheit macht.“ Natürlich bin nicht ich derjenige, der die Wahrheit macht, aber der Papst ist es auch nicht. Unser Herr Jesus Christus ist die Wahrheit, und daher müssen wir uns an das halten, was Unser Herr Jesus Christus uns gelehrt hat, an das, was die Kirchenväter und die ganze Kirche uns gelehrt haben, um zu wissen, wo die Wahrheit ist. Nicht ich richte den Heiligen Vater, die Überlieferung richtet ihn. Ein fünfjähriges Kind kann mit seinem Katechismus sehr gut seinem Bischof antworten, wenn ihm der Bischof sagen würde: „Unser Herr ist nicht in der allerheiligsten Eucharistie gegenwärtig, ich bin es, der der Zeuge der Wahrheit ist, und ich sage dir, dass Unser Herr nicht in der allerheiligsten Eucharistie gegenwärtig ist!“ Dieses Kind hat ja seinen Katechismus und würde trotz seiner fünf Jahre antworten: „Aber mein Katechismus sagt das Gegenteil!“ Wer hat recht, der Bischof oder der Katechismus? Der Katechismus natürlich, denn er lehrt den Glauben, wie er immer war. Als Überlegung ist das einfach, kinderleicht. Aber so weit sind wir schon gekommen, dass man uns heute sagt, die Interkommunion mit den Protestanten ist erlaubt, es gibt zwischen uns und den Protestanten keinen Unterschied mehr. Aber das ist eben nicht wahr. Es besteht da ein unermesslicher Unterschied. Wir sind daher wirklich bestürzt, wenn wir daran denken, dass man durch den Erzbischof von Canterbury, der nicht Priester ist und der Häretiker ist wie alle Anglikaner, einen Segen erteilen ließ. Die anglikanischen Priesterweihen sind nicht gültig, Papst Leo XIII. hat es offiziell und endgültig erklärt. Ich bedaure es, man liebt diesen Ausdruck nicht mehr, aber es ist dennoch die Wahrheit. Ihn zu verwenden bedeutet nicht, jemanden zu beleidigen, und ich wünsche nur seine Bekehrung. Wenn man also bedenkt, dass er ein Häretiker ist, man ihn aber aufgefordert hat, mit dem Heiligen Vater die Menge der Kardinäle und Bischöfe, die in der Basilika des hl. Paulus anwesend waren, zu segnen, ist das eine absolut unbegreifliche Sache! Unbegreiflich!