In Hamburg-Alsterdorf unterhält die Priesterbruderschaft seit 1984 eine Niederlassung, die unter das Patronat der hl. Theresia von Avila
(1515- 1582) gestellt wurde. Im Jahr 2021 ist der Neubau eines neues Prioratsgebäudes mit einem Gemeindesaal geplant. Das Mitteilungsblatt sprach mit dem Seelsorger vor Ort Pater Matthias Roling und dem Architekten Ernst-Peter Sembritzki.
MB: Pater Roling, sie wurden 2016 in Zaitzkofen zum Priester geweiht. Sie gehören zum Priorat St. Petrus in Berlin und übernehmen an den Sonntagen die Zelebration der hl. Messe in Hamburg. Was sind Ihre Erfahren in der norddeutschen Diaspora?
Pater Matthias Roling: Hamburg, diese Gründung des hl. Ansgar im 9. Jahrhundert, ist heute doppelte Diaspora. In der Stadt bekennen sich nur etwa 9 % der Bevölkerung zur katholischen Kirche, also etwa 180.000 Seelen.
Allerdings sind die Zahlen rückläufig, und jüngst gibt es Meldungen, dass das Erzbistum sich von vielen Gebäuden trennen muss. Paradoxerweise müssen wir traditionstreue Katholiken ein neues Gotteshaus für die alte heilige Messe errichten. Wo andere abreißen, bauen wir wieder auf.
Zur Ihrer Frage: Es sind sehr schöne Erfahrungen, die ich als Priester bisher machen durfte. Vor allem habe ich hier Menschen getroffen, die sehr offen und freundlich sind.
Immer wieder melden sich Anwärter zur Konversion. Ratlose und verunsicherte Katholiken aus Pfarreien der Erzdiözese und zugezogene Gläubige sorgen für ein gutes Wachstum.
Da Hamburg auch touristisch sehr interessant ist, sehen wir sonntags in unserer Kapelle in Alsterdorf auch immer wieder neue Gesichter. Wir können hier oben im deutschen Norden nicht über Arbeitsmangel klagen. Wie sagt der Herr: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige“ (Mt 9,37). Eine durchgehende priesterliche Präsenz, also eine Prioratsniederlassung mit mehreren Mitbrüdern, wäre sehr wünschenswert.
MB: Wie kam es zu der Idee eines Neubaus des Prioratsgebäudes? Ist die alte Villa, die unsere Kapelle beherbergt, nicht ein erhaltenswertes Juwel?
Pater Matthias Roling: Die sogenannte Villa ist auf jeden Fall ein schönes Wohnhaus und für unsere Hamburger Gläubigen ein über Jahrzehnte hin sehr vertrautes Gebäude, das mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. Wir reißen es nur ungern und aus schwerwiegenden Gründen ab. Es wurde sorgfältig überlegt und alles abgewogen. Die Bausubstanz ist nicht die beste und die Raumeinteilung sehr nachteilig. Eine Sanierung allein hätte Unsummen verschlungen, ohne dass man eine Gesamtlösung für ein Priorat, das unseren Statuten entspricht, bekäme. Schon lange vor meiner Zeit wurde deshalb überlegt, wie man auf dem relativ kleinen vorhandenen Baugrund alles unter ein Dach bekommen könnte: Kapelle, Priorat mit mehreren Priesterzimmern und Gemeindesaal. Dafür sollte ein Neubau her. Allerdings war das gar nicht so einfach. Die verschiedenen Ideen waren sehr umstritten bei den Gläubigen, auch wegen der Kosten, die unsere finanziell eher schwächere Gemeinde nicht aufbringen konnte. Inzwischen war eine Großspende in Höhe von € 400.000 speziell für die Neubau-Lösung eingegangen. Nach Abwägung der Argumente war dann klar, dass ein Priorat mit Platz für drei dauerhaft anwesende Priester wichtiger ist als der Altbau.
MB: Herr Sembritzki, Sie sind Architekt im Ruhestand. Wie kam es, dass Ihre Ideen letztlich zum Durchbruch verholfen haben?
Ernst-Peter Sembritzki: Es war ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit allen Betroffenen. Aus der Kenntnis meines Berufes habe ich mich oft mit städtebaulichen Fragen beschäftigt. Schwierig war einerseits die Einfügung eines sakralen Gebäudes unter Berücksichtigung eines Bebauungsplanes mit inhaltlichen Zielsetzungen der 50er Jahre für Gewerbebauten. Und andererseits die geringe Breite des Grundstücks. In Abstimmung mit den Wünschen und Forderungen der Priester sowie der Anregungen der Gläubigen gelang es, alle formulierten Wünsche unter einen Hut zu bringen. Das ist einerseits im Obergeschoss sehr gut gelungen, wo künftig für drei Priester und einen Gast in einer Klausur Platz ist. Im Erdgeschoss wiederum sollte die Kapelle erweitert sowie der Gemeindesaal und die WC-Anlagen barrierefrei integriert werden. Die Nutzungsbereiche sind klar und übersichtlich gegliedert. Das geplante Gebäude fügt sich in das umgebende städtebauliche Gebiet ein und weist in seinem gestalterischen Charakter auf die kirchliche Nutzung der Baumaßnahme hin.
MB: Das Baugenehmigungsverfahren zog sich über Jahre in die Länge, bis nun endlich im Sommer 2020 die Genehmigung erteilt wurde.
Ernst-Peter Sembritzki: Wir wissen, dass die Bauprüfabteilungen nicht nur in Hamburg aufgrund der vielen Baugesuche zurzeit überlastet sind. In unserem Fall waren drei Mitarbeiter der Behörde nacheinander mit der Bearbeitung des Bauantrages beauftragt. Trotz der geringen Größe der Baumaßnahme waren weitere Stellungnahmen und Überplanungen für die Bauprüfabteilung und die Fachämter des Bauamtes zu Themen wie Grundwasser und Entwässerung, Baum- und Grünbelange, Abbruch und Kampfmittelräumung, Änderung der Straßenverkehrsfläche und Müllentsorgung, Brandschutz und Treppenbreiten zu liefern und in die Bauantragsunterlagen nachträglich einzuarbeiten. Nach dem Vorliegen der Baugenehmigung am 23. Juni 2020 wird in Abstimmung mit dem Bauherrn zur nächsten Planung für die Einrichtung und Haustechnik aktualisiert und in den nächsten Wochen die Ausführungsplanung und Ausschreibung fertig gestellt
MB: Pater Roling, wie geht es jetzt weiter?
Pater Matthias Roling: Wir wollen unbedingt möglichst bald mit dem Bau loslegen. Die Ausführungsplanung steht, sodass wir jetzt auf der Suche sind. Auch aufgrund der Corona-Krise sieht es derzeit nach meinen Informationen recht gut aus, dass wir schnell ein Bauunternehmen finden. Für die Übergangszeit, in der wir die Kapelle gar nicht nutzen können, suchen wir noch nach einem Ausweichquartier für die Gottesdienste.
MB: Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Was sagt der heilige Josef?
Pater Matthias Roling: Erfreulicherweise haben wir durch die Großherzigkeit vieler Gläubigen genug Spenden, um mit dem Bau beginnen zu können. Ein großer Dank gilt hier tatsächlich dem glorreichen heiligen Josef, den die Gemeinde jeden Sonntag nach Frühmesse und Hochamt um Fürsprache anruft. Wir vertrauen ihm die Finanzierung und den guten Verlauf der Bauarbeiten an. Die geforderten 80 % der ursprünglich geschätzten Baukosten in Höhe von € 1 Million konnte unsere Gemeinde in drei Jahren zusammenbringen. Die erwähnte Initialspende von € 400.000 und eine größere Erbschaft von € 165.000 haben dabei wesentlich mitgeholfen. Aber auch das „Scherflein der Witwe“. Jede Spende zählt, jeder Beitrag ist gewünscht, jeder Euro hilft. Beten wir für alle die Wohltäter, auch die Verstorbenen. „Denn ihre Werke folgen ihnen nach.“
Im Laufe der vergangenen Jahre, seit Beginn, ist die Schätzung aber um einiges gestiegen, und so brauchten wir mehr Hilfe. Im Frühjahr hat dankenswerterweise unser Distriktoberer zum Fastenopfer für den Neubau des Hamburger Priorats aufgerufen. Die Großherzigkeit aus den anderen Kapellen – wirkliche Liebesgaben für die Diaspora – haben uns € 200.000 – und sogar etwas mehr – gebracht. Damit haben wir die für den Baustart benötigten 80 % der geschätzten Baukosten in Höhe von € 1,5 Mio. zusammen. Pater Stefan Pfluger und Pater Franz Amberger, der Distriktökonom, haben uns signalisiert, die fehlende Summe von € 300.000 vom Distrikt vorschießen zu können. Wir hoffen sehr, in der Bauphase dann die notwendigen Spenden hierfür zu erhalten. An dieser Stelle möchte ich nochmals herzlich den Wohltätern danken, die so großherzig für die Diaspora gespendet und diesen Neubau für das heilige Messopfer erst möglich gemacht haben. Das Priorat dient der Glaubensweitergabe und wird das Apostolat der Priesterbruderschaft im deutschen Norden verstärken. Wir wollen weitergeben, was wir empfangen haben.
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Bitte angeben: 213010 Neubau Hamburg
Vergelt’s Gott für Ihre Unterstützung!